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Adé Bundesliga

Radikaler Entschluss: FF USV-Kickerin Brosius hört auf

Nach einer grauenhaften Saison mit vielen Verletzungen hat Laura Brosius vom FF USV Jena ihren Abschied vom aktiven Leistungssport verkündet.
Nach einer grauenhaften Saison mit vielen Verletzungen hat Laura Brosius vom FF USV Jena ihren Abschied vom aktiven Leistungssport verkündet.
Foto: Michael Baumgarten
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Immer wieder Verletzungen und die Frage nach dem Sinn: FF USV-Abwehrspielerin Laura Brosius hat sich vom aktiven Leistungssport verabschiedet.

Jena. Für Laura Brosius spielt der neue Frauen-Fußballweltmeister am Freitagabend in der Partie Deutschland gegen Frankreich. Die Französinnen und vor allem die Deutschen mit ihrer taktischen Disziplin haben sie im Turnierverlauf am stärksten überzeugt.

Gegen eventuell neue Weltmeister wird Laura Brosius nicht mehr auflaufen können. Mit 25 Jahren und über 100 in der Frauen-Bundesliga absolvierten Partien hat die gebürtige Berlinerin, die in Potsdam bei der SG Bornim mit dem Fußball begann, ihre Karriere beim FF USV Jena beendet.

Unerwartet früh hängt die Abwehrspielerin ihre Fußballschuhe an den Nagel. „Der Entschluss“, stellt sie fest, „ist nicht kurzfristig gefallen.“ Sondern im Laufe der zurück liegenden und für sie sehr unglücklich verlaufenden Saison herangereift. Lauteten die Einsatzzahlen seit ihrem 2010 erfolgten Wechsel von Champions League-Sieger Turbine Potsdam nach Jena 22, 20, 22, 22, stehen für die Spielzeit 2014/2015 nur 7 Einsätze in der Statistik.

Die Verteidigerin Brosius war eine Fußball-Kämpferin auf dem grünen Rasen.Verletzungen vor und während der Saison warfen sie immer wieder zurück. „Ich komme als Spielerin vor allem über Kraft und Fitness. Sich immer wieder an die Mannschaft heran zu kämpfen und wieder zurückgeworfen zu werden, war für mich sehr schwierig“. Diese persönliche Saisonbilanz führte zum länger betriebenen Nachdenken, ob sich der ganze Aufwand noch lohnt und ob ihr Körper nicht die Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht hat. „Fußball ist meine Leidenschaft und die konnte ich nicht mehr ausleben“, wollte sie den Schlussstrich ein Jahr vor Vertragsende ziehen.

Das entstandene „riesengroße Fragezeichen“ wurde zu einem „Ausrufezeichen“: Karriereende. Dabei muss berücksichtigt werden, die junge Frau ist, im Unterschied zu einigen anderen in der Mannschaft, kein Vollzeitprofi gewesen. Noch in Potsdam Abitur gemacht und die Lehre zur Immobilienkauffrau begonnen, setzte sie ihre Berufsausbildung in Jena fort. Kurz nach 6 Uhr im Auto nach Gera sitzen, dann in der Schulbank, nach Jena zurückkehren, Training absolvieren und am Abend Hausaufgaben erledigen. Stand keine Schule an, arbeitete sie für jenawohnen. Das Wohnungsunternehmen zeigte sich großzügig, wenn es beispielsweise um Freistellungen für Trainingslager ging. Die Doppelbelastung erforderte gleichwohl die ganze Frau.

Kein Leben, wie andere ihre Jugendzeit und die ersten Erwachsenenjahre durcheilen, sondern der normale Alltag eines Leistungssportlers. Geprägt vom weitreichenden Verzicht auf die üblichen Freizeitaktivitäten. Das ein besonderes Zeitmanagement erfordernde Sportlerleben ist auch nach Laufbahnende gefordert. Zurzeit arbeitet die Singlefrau gleich für zwei Unternehmen. Für jenawohnen im Finanz-, für die Postbank-Filiale in Weimar im Immobilienbereich. Jena wollte sie nicht verlassen, hier, meint sie, „kann man sehr schnell gute Kontakte knüpfen.“  

Ihren ehemaligen Kolleginnen wünscht sie „Alles Gute“. Nach mehreren Ab- und Zugängen und dem Wechsel auf der Co-Trainerposition hofft sie, dass die Mannschaft zu einem Team zusammenfindet. Teambildung gehört zu den Signalwörtern, wenn Brosius über Fußball spricht. Drei Jahre fungierte sie als Kapitän des FF USV. Weniger auf dem Platz als im Trainingsalltag wollte sie ihre Führungsrolle ausfüllen. Speziell in der vorletzten Saison, als die Mannschaft von Daniel Kraus mit Platz 5 die bisher beste Platzierung in der obersten deutschen Spielklasse erspielen konnte.

Wie Jena hält Laura Brosius auch ihrem Verein die Treue. Ab Anfang August steht sie wieder auf dem Fußballplatz. Wenn auch noch ohne Trainerausbildung, wird sie die B-Juniorinnen (U 17) des FF USV an der Seite von Cheftrainerin Anne Pochert auf die neue Bundesligasaison vorbereiten.

Text: Andreas Wentzel