Wenn Mama an Krebs erkrankt
Uniklinikum Jena unterstützt Jugendliche schwerkranker Eltern
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Plötzlich ist vieles anders. Wenn ein Elternteil schwer krank wird, verändert sich mit der Diagnose auch für die anderen Familienmitglieder der Alltag. Jugendliche fühlen sich oft stark verunsichert. „Sie vertrauen sich anderen nicht an, weil Gleichaltrigen meist das Verständnis für ihre Situation fehlt“, sagt Christina Löschner. Um Jugendlichen krebskranker Eltern einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie mit ihren Fragen und Sorgen nicht allein sind, gibt es für sie jetzt eine spezielle Jugendgruppe vom Universitätsklinikum Jena.
Jena. Einmal im Monat treffen sich die 12- bis 18-Jährigen in den Räumen der Begegnungsstätte „Polaris“ in Jena-Nord. Die Studentin Christina Löschner betreut diese Treffen ehrenamtlich zusammen mit der Schwester Kerstin Zellmann vom Interdisziplinären Brustzentrum, der Ärztin Karola Künzer aus der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Sigrun Hecker vom Verein Frauenselbsthilfe nach Krebs und Studentin Franziska Funk.
Jedes Mal steht ein anderer Aspekt im Fokus, zu dem die Jugendlichen kreativ arbeiten und ins Gespräch kommen können. „Es geht hier um die vorweggenommene Trauer“, erläutert Löschner. Denn der Trauerprozess der Angehörigen beginnt meist nicht erst, wenn der Erkrankte stirbt. In der Zeit, in der sie um den anstehenden Abschied wissen, brauchen einige Jugendliche Hilfe, um ihre Gefühle bewältigen zu können. Doch auch unabhängig vom Ausgang der Erkrankung kann die Zeit schwierig und belastend sein. Diese Situationen wollen die Jugendlichen gemeinsam meistern, aber auch einfach zusammen Freizeit verbringen. So sind vom 11. bis 13. August gemeinsame Sommeraktionstage mit kreativen Angeboten, dem Besuch einer Kletterhalle, Spielen und Lagerfeuer geplant.
Bereits seit längerem gibt es am UKJ ein großes Team aus Mitstreitern verschiedener Arbeitsbereiche, das sich zum Ziel gesetzt hat, Kindern und Jugendlichen krebskranker Eltern zu helfen. „Wir haben oft Situationen erlebt, in denen wir uns gefragt haben, welche Unterstützung diese Kinder benötigen“, sagt Kerstin Zellmann. Sie und die anderen Engagierten haben sich intensiv mit der Trauerarbeit beschäftigt und verschiedene Fortbildungen besucht. In der Projektgruppe des UKJ zur Unterstützung Kinder und Jugendlicher krebskranker Eltern tauscht sich die Krankenschwester regelmäßig mit Mitarbeitern anderer Fachabteilungen aus, die ebenfalls onkologische Patienten betreuen. Alle Beteiligten machen in den verschiedenen Sprechstunden am UKJ auf die Hilfsangebote aufmerksam, geben Eltern und Kindern Literaturtipps und ermöglichen bei Bedarf auch eine kurzfristige psychologische Beratung der Familien. Auch der Förderverein Hospiz Jena und der Verein Frauenselbsthilfe nach Krebs Jena sind mit im Boot.
Die neu gegründete Jugendgruppe ist zunächst bis Oktober an den Förderverein Palliativmedizin angegliedert. Das nächste Treffen der Gruppe findet am 27. Juli von 16 bis 19 Uhr im Polaris in Jena-Nord statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Wer an den Sommeraktionstagen teilnehmen möchte, sollte sich jedoch möglichst bald anmelden. Anmeldungen für die Sommeraktionstage bei: Christina Löschner unter Telefon 0176-22276237.
Spendenkonto:
Förderverein Palliativmedizin
Sparkasse Jena
IBAN DE33830530300018008356
BIC HELADEF1JEN
Text: AS/UKJ
Foto: UKJ