Bürgerengagement pro Asylbewerber
Jena-Ost begrüßte Flüchtlinge mit einem Fest
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Deutscher Kuchen und Huhn nach syrischer Art: Deutsche und Flüchtlinge begegnen sich auf dem Gries im Jenaer Stadtteil Wenigenjena.
Jena. „Nein“, antwortet der junge Mann aus Syrien und lacht. Zuhause kocht natürlich die Frau, nicht der Mann. Doch hier in den vor Kurzem bezogenen Wohncontainern auf dem Gries muss der Mann am Herd stehen. Die Männer aus Syrien, dem Irak und Afghanistan sind ohne Frauen nach Deutschland gekommen.
Gleich in zwei Küchen brodelt es in den Töpfen. Der Freundeskreis Flüchtlinge in Wenigenjena und der Ortschaftsrat haben zu einem Willkommensfest eingeladen. Samstagsnachmittag, das durchwachsene Wetter steht für die Situation um die Flüchtlinge. Manche Deutsche heißen sie willkommen, andere möchten sie so schnell wie möglich wieder zurückschicken und erst gar nicht hereinlassen.
Auf dem Gries zum Treff ist nicht zu unterscheiden, wer Gastgeber, wer Gast ist. Die Jenaer, die zu Besuch sind, sind ja zugleich Gastgeber. Kaffee, Kuchen, Kekse haben sie mitgebracht, Spielzeug und Musikinstrumente.
In einem der Gemeinschaftsräume werden für einen schmalen Taler Hausratsgegenstände verkauft. Sie stehen für Merkels Flüchtlingspolitik der offenen Grenzen und offenen Armen ein. Bürger, die grüne und der dunkelrote Stadtrat, der leitende Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Mit diesem Fest wollen sie den Flüchtlingen zeigen „Ihr seid uns willkommen“.
Die Flüchtlinge wiederum geben an diesem Tag selbst die Rolle des Gastgebers. Mit Hühnchen, Reis, Gemüse und Wurst. Viel gesprochen werden kann nicht untereinander. Nur wenige Monate wohnen diese Ausländer in Deutschland. Auf dem Gries sind drei der vier Container ausschließlich mit Männern belegt. In Kürze wird der Vierte von Familien bezogen werden, die bislang in Turnhallen ausharren müssen.
Rund 100 zählt der Freundeskreis Flüchtlinge Wenigenjena, berichtet Ortsteilbürgermeisterin Rosa Maria Haschke (parteilos). Einer von ihnen ist Eckart Hesse, von Anfang an dabei. An den drei Standorten Schulstraße, Ostbad und Gries unterstützen sie ehrenamtlich die Flüchtlinge beim Erlernen der deutschen Sprache, übernehmen Kinderbetreuung und gehen mit ihnen wandern.
„Wir erleben ein ungeheures Maß an Dankbarkeit und Herzlichkeit seitens der Flüchtlinge“, gibt Hesse seine Erfahrungen wieder. Die Kommunikation sei zwar eine Herausforderung. Doch könnten die Sprachbarrieren „ganz erstaunlich gut überwunden“ werden.
Text und Fotos: Andreas Wentzel