Keine Magermodels mehr
Neuer Trend: Mode für den "nicht perfekten" Körper
Teilen auf
Die Modebranche verändert sich. Das zeigt die neue Kampagne des Moderiesen H&M ganz deutlich. Geworben wird nicht mehr nur mit perfekten Frauenkörpern, sondern mit Plus-Size, Tattoos und Muskeln.
Jena. Frauen werden ermutigt, zu ihren Körpern zu stehen, genauso wie sie sind. Das ist ein großer Fortschritt in der ansonsten strengen Modebranche. Nischenmode, die von passenden Models präsentiert wird, gibt es schon eine ganze Weile.
Die Jenaer Modedesignerin Jeanette Schlanzig zum Beispiel kreiert Mode im Lolita-Stil und hat diese schon sieben Mal auf der Fashion Week in Berlin vorgeführt. Die Models, die ihre Mode tragen, haben einen ganz bestimmten Style, der zu ihrem Label passt. Auch bekannte Plus-Size-Modeunternehmen wie Ulla Popken beschäftigen Models, die die Kleidung möglichst realitätsnah präsentieren. Dass aber Modeketten wie H&M Models buchen, die individuell und "nicht perfekt" sind, ist eine Neuheit.
Body Positive auf dem Vormarsch
Schon seit einiger Zeit ist das Thema Body Positive, vor allem auf sozialen Netzwerken, überall zu finden. Die Aussage dahinter: Liebe deinen Körper, wie er ist. Mit Narben, mit Fettpolstern, mit Haut und Haaren. Es geht darum, Dinge nur zu tun, weil sie einem selbst gut tun, nicht um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Besonders junge Frauen haben oft mit einem gestörten Selbstbild und einem geringen Selbstbewusstsein zu kämpfen.
Vorreiter der Body-Positive-Bewegung wie die 22-jährige Megan Jayne ermutigen auf Instagram und Co. ihre Follower zu mehr Selbstliebe. Jayne selbst litt an einer lebensbedrohlichen Magersucht und hat Schritt für Schritt gelernt, sich und ihren Körper zu akzeptieren. Diesen Weg und ihre Erkenntnisse möchte sie jetzt weitergeben, denn sie ist sich sicher: "Ich weiß, dass ihr es schaffen könnt, weil ich es geschafft habe." Das schreibt sie unter eines ihrer geposteten Bilder.
Die Medien ziehen mit
Auch die Medien und Modemagazine haben sich den neuen Trend zu Herzen genommen. Der Fernsehsender RTL 2 strahlte kürzlich sogar die erste Staffel einer Serie aus, die kurvige Models suchte. Auch die Cover von Hochglanzmagazinen, die sonst nur Frauen mit einer "Size Zero" vorbehalten sind, zieren immer mehr Plus-Size-Models.
Wie echt das Ganze ist, das ist allerdings eine andere Frage. Photoshop sorgt nach wie vor für eine perfekte Haut ohne Dehnungsstreifen oder Falten. Deswegen findet die Body-Positive-Bewegung auch so viel Zuspruch: weil hier jeder so aussehen kann, wie er will, und ermutigt wird, sich genau so zu lieben. Ganz ohne Filter und Bildbearbeitung.
Text: Susann Schmidt
Foto: Günter Havlena/pixelio.de