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Neueste Technik im Einsatz

Drei Kindermorde: Jenaer Soko ermittelt

Die Soko „Altfälle“ der LPI Jena will die drei Kindermorde aus den 90er Jahren nochmals aufrollen. V.l.n.r. Prof. Labudde (FH Mittweida), Oberstaatsanwalt Thomas Riebel, LPI-Leiter Thomas Quittenbaum sowie Lutz Schnelle und Kerstin Kämmerer (beide Soko „Altfälle).
Die Soko „Altfälle“ der LPI Jena will die drei Kindermorde aus den 90er Jahren nochmals aufrollen. V.l.n.r. Prof. Labudde (FH Mittweida), Oberstaatsanwalt Thomas Riebel, LPI-Leiter Thomas Quittenbaum sowie Lutz Schnelle und Kerstin Kämmerer (beide Soko „Altfälle).
Foto: Andreas Wentzel
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Stephanie Drews, Bernd Beckmann, Ramona Kraus. Drei Kinder, drei Tötungsdelikte, drei unaufgeklärte Fälle aus den Jahren 1991, 1993 und 1996. Die Soko „Altfälle“ der Landespolizeiinspektion (LPI) Jena hat sich diese Morde erneut vorgenommen.

Jena. Seit Ende Oktober ermitteln die 19 Beamten der Soko, die zusammengesetzt ist aus Kriminalisten aus Jena, Gera, Saalfeld und Nordhausen. Darüber informierte am 29. Mai in Jena LPI-Leiter Thomas Quittenbaum, Soko-Leiter Lutz Schnelle und der verfahrensführende Oberstaatsanwalt Thomas Riebel (Gera).

Spezialisten des Thüringer Landeskriminalamtes und LKAs anderer Bundesländer, die Jenaer Gerichtsmedizin sowie Bioinformatiker der Fachhochschule Mittweida (Sachsen) sind als Unterstützer engagiert. Im Fall Beckmann und Drews wollen die sächsischen Wissenschaftler um Prof. Dr. rer. nat. Dirk Labudde Fundort sowie Tathergang rekonstruieren. Zusätzlich wird die Operative Fahndungsanalyse des LKA eingesetzt.

Aufklärung auch nach Jahrzehnten durch neue Verfahren möglich?

Polizeidirektor Schnelle zeigte sich optimistisch, die Fälle auch nach Jahrzehnten doch noch aufklären zu können. Zumindest sollen mit den heute möglichen Verfahren alle vorliegenden Sachverhalte überprüft werden, auch wenn die wenigen Spuren am Ende nicht weiterführen würden.

Mehrere Hundert Aktenordner je Fall seien seit Oktober 2016 digitalisiert worden, berichtete Schnelle, Leiter der Soko. Schon das sei mit Problemen verbunden, beispielsweise könnte das damals verbundene Papier vom Hochleistungsscanner nicht erkannt werden. Auch damals ermittelnde und mittlerweile pensionierte Kripobeamte seien in die erneuten Ermittlungen einbezogen.

Hilfe von alten Aufnahmen und neuer Technik

Die am 29. Mai an der Saale in Lobeda-Altstadt gemachten Aufnahmen vom Hubschrauber, aus dem Schlauchboot und vom Ufer sollen dazu beitragen, zu klären, wo und wie der 9-jährige Bernd Beckmann aus Jena zu Tode kam.



Labudde: „Wir wollen einen alten Film mit neuen Sachen drehen“. Eine spezielle, in Mittweida entwickelte Software soll die damaligen Verhältnisse wiederherstellen. Außerdem soll Hightech den Kriminalisten neue Blicke auf vorliegende Spuren und Verdachtsmomente ermöglichen.

Bürger zur Mithilfe aufgerufen

Am 6. Juli 1993 war der Junge nicht nach Hause gekommen. Am Abend alarmierten die besorgten Eltern die Polizei. Zeugen wollen ihn gegen 23 Uhr am Holzmarkt gesehen haben. Danach verliert sich seine Spur. Zwölf Tage später finden Kinder den Leichnam in einem Gebüsch am östlichen Saaleufer in Höhe Gärtnerei Boock. In Fundnähe wurde ein Bootsmotor entdeckt.

Dieser Bootsmotor wurde am Ufer in der Nähe der Leiche gefunden. Foto: Andreas Wentzel

Die Ermittler rufen Bürger zur Mithilfe auf. Kerstin Kämmerer, stellvertretende Soko-Leiterin, formulierte die Fragen, auf die die Beamten eine Antwort suchen: Wer hat Bernd Beckmann am 6.7.93 und in der Nacht zum 7.7. gesehen? Wem sind im Fundbereich der Leiche Fahrzeug- oder Personenbewegungen in Erinnerung geblieben? Und wer kennt Personen, die etwas wissen, sich aber noch nicht bei der Polizei gemeldet haben?

Oberstaatsanwalt Riebel fügte hinzu, sollte es sich beim Bootsmotor und dem Boot um Diebesgut handeln, so sei die Straftat verjährt und der Dieb könnte ungestraft eventuell gemachte Beobachtungen mitteilen. Der telefonische Kontakt zur Soko ist unter 03641/811678 möglich.

Text: Andreas Wentzel
Fotos: Jürgen Scheere