Polizei Jena: Schütze von Winzerla ist ermittelt

Laut Jenaer Polizei ist der Schütze, der im März zwei Schüler und einen Polizisten mit einer Luftdruckwaffe verletzt hatte, ermittelt. Die Akte wird an die Staatsanwaltschaft Gera übergeben.

Jena. Kein Geständnis, keine Tatwaffe, keine Tatzeugen: Trotzdem ist sich die Jenaer Polizei sicher, den Winzerlaer Schützen ermittelt zu haben. "Aus polizeilicher Sicht ist das aufgeklärt", sagte Thomas Wehling, Leiter der Polizeiinspektion Jena, am Mittwoch auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz.

Ermittelt wurde ein 25-jähriger Mann aus der Boegeholdstraße, der am 13. und 16. März mit einer Luftdruckwaffe aus einer Entfernung von rund 50 m zunächst zwei Schüler und danach einen bereits ermittelnden Kriminalpolizisten (!) verletzt haben soll. Die Beschossenen trugen blaue Flecken davon. Der Beschuldigte mache keine Angaben, sondern nehme sein Recht auf Aussageverweigerung in Anspruch. Er befinde sich laut Wehling "auf freiem Fuß". Die Ermittlungsakte mit dem Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung (§ 224 StGB) werde in Kürze an die Staatsanwaltschaft Gera übergeben, teilte Wehling mit.

Auf den nach Auskunft von Uwe Gwosdz, amt. Leiter der Kriminalinspektion, polizeilich hinlänglich bekannten Mann (Körperverletzung, Diebstahl, Sachbeschädigung)  sei man durch die an einem Diabolo (kleines Bleigeschoss ca. 0,6 Gramm) festgestellte DNA, die mit der des Mannes übereinstimme,  und Überprüfungen der Schusswinkel von der Wohnung des Tatverdächtigen gekommen. Auf einem zweiten, in einem Baum steckenden Geschoss habe man eine Teil-DNA ermitteln können.

Auf dem Erdboden vor dem Balkon des Beschuldigten sei eine Vielzahl von Diabolos gefunden worden. An der früheren Goethe-Schule, in der zurzeit das Abbe-Gymnasium unterrichtet, hätten Sachschäden an Hauswänden und ebenfalls Diabolos festgestellt werden können.  Die Jenaer Kripo war von Beamten des LKA Thüringen unterstützt worden.  

Eine erste Befragung der Bewohner in der Boegeholdstraße 1 - 15 sowie die vom Amtsgericht Jena genehmigte Durchsuchung dreier Wohnungen am 16.3., darunter die des nun festgestellten Tatverdächtigen, hätten keine relevanten Befunde  erbracht, erklärte PI-Chef Wehling.

Die Schüsse und die darauf folgenden Polizeieinsätze hatten gerade unter den Schülern und deren Eltern des Gymnasiums und der Europaschule "Friedrich Schiller" für Ängste gesorgt. Die Stadt hatte eine Schutzwand errichten lassen. Mittlerweile versperrt das Baumlaub die direkte Sicht auf die Schulgebäude.  

Text: Andreas Wentzel
Fotos: Michael Baumgarten