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Tipps vom Experten

Geburt in Jena: Ein sicherer Start ins Leben

Prof. Dr. Ekkehard Schleußner leitet die Klinik für Geburtsmedizin.
Prof. Dr. Ekkehard Schleußner leitet die Klinik für Geburtsmedizin.
Foto: Anna Schroll/UKJ
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Wunder der Geburt: Neues Klinikmagazin ist erschienen. Die Geburtsmedizin am Uniklinikum Jena steht im Fokus.

Jena. Die Geburt eines Kindes ist ein faszinierendes und sehr emotionales Ereignis. Alle werdenden Eltern wünschen sich für ihr Baby einen natürlichen und sicheren Start ins Leben. Am Universitätsklinikum Jena leitet Prof. Dr. Ekkehard Schleußner die Klinik für Geburtsmedizin.

Was muss heute eine optimale Geburtsklinik vorweisen?

Prof. Schleußner: Das ist eine schwere Frage. Den allgemeinen Trend der Gesellschaft – alles ist toll, alles einmalig, immer schneller, höher, weiter – sehe ich etwas kritisch. Eigentlich müssen wir doch danach schauen, was für die Frauen und Kinder jeweils das Beste ist. Und dazu zählen Vertrauen, Verlässlichkeit, Zuwendung und Empathie.

Also eigentlich das, was wir von guten Ärzten, Hebammen und Schwestern erwarten. Das gilt es umzusetzen, sowohl in ganz unkomplizierten Situationen, aber auch dann, wenn es mal kritisch wird.

Eine Geburt muss nicht das große Event, sondern das Normale, das Schöne, das Geschützte sein. Das möchten wir gerne für uns in Anspruch nehmen. Den individuellen Wünschen junger Frauen von heute tragen wir dabei selbstverständlich auch Rechnung.

Wie gelingt diese besondere Zuwendung am Universitätsklinikum Jena?

Prof. Schleußner: Da wir zu den größten Geburtskliniken Thüringens zählen, wird uns dies manchmal nicht zugetraut. Frauen, die bei uns geboren haben, machen jedoch genau diese Erfahrung. Ein Kriterium ist dabei beispielweise eine 1:1-Betreuung.

Das heißt, eine Frau wird während der Geburt durch eine Hebamme betreut, die sich ganz auf sie konzentrieren kann. Das ist besonders in der letzten Phase der Geburt immens wichtig und wir erreichen dies bei über zwei Drittel der Geburten. Das ist beeindruckend, gerade vor dem Hintergrund unserer hohen Geburtenzahlen.

Das gelingt uns, weil wir einerseits einen guten Betreuungsschlüssel vorweisen können und andererseits, weil das Hebammenteam sich exzellent organisieren kann. Und das erzeugt diese besondere geschützte Atmosphäre, in der die Gebärende, ihr Partner, ihre jeweilige Hebamme und ihr Kreißsaal-Arzt eng zusammenwirken.

Was zeichnet das UKJ in der Geburtsmedizin noch aus?

Prof. Schleußner: Unsere große Geburtserfahrung, die wir in Jena über die vielen Jahre und durch unsere hohen Geburtenzahlen erworben haben. Jeder weiß: Was wir täglich und oft tun, können wir besser und sicherer als das, was wir eher selten tun.



Das gilt in einem so komplexen und dynamischen Geschehen wie einer Geburt noch viel mehr. Weil die Routine der Hebammen und Ärzte viel größer ist, können möglicherweise auftretende Probleme schneller erkannt und gemanagt werden.

Zahlen belegen dies klar. Das UKJ hat in seiner Rolle als Stadtkrankenhaus für Jena und Umgebung zum Beispiel mit 14 Prozent eine der niedrigsten Kaiserschnittraten in Thüringen für Nicht-Risikogeburten am Geburtstermin.

Allerdings sind wir parallel auch Hochleistungszentrum für Thüringen und benachbarte Bundesländer. Wir betreuen somit auch sehr viele Risikoschwangerschaften und Mehrlingsgeburten.

In Summe dessen liegt die Kaiserschnittrate der Gesamtklinik bei 27 Prozent und damit dennoch unter dem deutschlandweiten Durchschnitt von über 30 Prozent. Wir haben eine ganz klare gemeinsame Ausrichtung am UKJ: Wenn kein Risiko für Mutter und Kind besteht, wollen wir eine natürliche Geburtshilfe.

Stichwort Risikoschwangerschaft. Hier hat das UKJ eine besondere Expertise?

Prof. Schleußner: Nicht alle Schwangerschaften verlaufen komplikationslos. Bei diesen sogenannten Risikoschwangerschaften ist eine engmaschige medizinische Betreuung und Überwachung notwendig. Dies gilt für Mehrlingsgeburten ebenso wie für Frauen, die mit einer Vorerkrankung in eine Schwangerschaft gehen.

Vorerkrankungen können beispielsweise Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder aber auch Diabetes sein. Hierbei kann es während der Schwangerschaft mit der Entwicklung des Mutterkuchens oder des Ungeborenen selbst Probleme geben, die in Folge zu Risiken für das Kind, aber auch für die Mutter werden können.

Was macht Jena darüber hinaus besonders?

Prof. Schleußner: Uns macht besonders aus, dass wir neben der hohen fachlichen Kompetenz eine große Motivation als Team haben. Denn nur als Team sind wir gut. Es gibt nicht den tollen Doktor. Und es gibt auch nicht die einzige exzellente Hebamme.



Gut sind wir nur, wenn wir gemeinsam für die uns anvertrauten Frauen und Kinder da sind. Und dazu gehört dann immer auch der versierte Kinderarzt. Ich bin ein großer Anhänger des Begriffs aus der Pflegewissenschaft: therapeutisches Team – gemeinsam arbeiten wir an einem gemeinsamen Ziel.

Welchen ersten Rat geben Sie einer jungen Frau, die gewünscht zum ersten Mal schwanger ist?

Prof. Schleußner: Die Antwort mag überraschen: Sie sollte mit ihrer Mutter und Großmutter sprechen. Denn das sind Mütter, die ganz nah an ihr dran sind. Und sie soll sich von ihnen erzählen lassen, wie es war, als sie beide schwanger waren.

Ich glaube, die ganz persönlichen Erfahrungen innerhalb der Familie und zwischen den Generationen weiterzugeben, ist ein ganz wichtiger Punkt, der heute leider viel zu wenig realisiert wird. Denn das macht Mut und vor allem gibt es viel Vertrauen in sich selbst.

Natürlich, und dies wäre der zweite wichtige Rat, sollte sich jede junge Frau einen Frauenarzt ihres Vertrauens suchen. Er ist gleichzeitig der Experte für alle Fragen der Schwangerschaft, kann sie beraten und bis zur Geburt und auch danach begleiten.

Genauso gilt das für Hebammen. Sie sind für alle Themen in Zusammenhang mit Geburt, Wochenbett und Nachsorge, aber zum Beispiel auch Stillen berufen.

Was ich also in Summe immer empfehlen würde: besser sind Informationen, die man in einem persönlichen Gespräch bekommen kann als die aus Chats oder anonymen Internetseiten.

Interview: Annett Lott/UKJ