Streit um Wildtiere
Zirkusdirektor trifft Tierschützer in Jena
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Seit zwei Wochen machen sie mit Plakaten gegen die Haltung von Wildtieren im Jenaer Weihnachtszirkus mobil – Tierschützer aus Jena und Umgebung. Sehr zum Ärger von Zirkusdirektor Hardy Weisheit, der seinen Familienzirkus zu Unrecht in der Kritik sieht. Die Jenaer Nachrichten organisierten eine Aussprache zwischen den verhärteten Fronten.
Jena. Zirkusdirektor Hardy Weisheit hatte sein kleines Vorzelt extra angeheizt, als er Kerstin Wuthenow vom Tierschutzverein Jena empfing. Die Tierschützerin hat viele Demonstrationen gegen den 3. Jenaer Weihnachtszirkus organisiert. Ihre Kritik richtet sich ausschließlich gegen die Elefanten, die ihrer Meinung nach nicht artgerecht aufwachsen können. Doch der Zirkusdirektor kontert schnell: „Ich liebe meine Elefanten und es geht ihnen hier gut. Die Elefantendame Tonga ist so alt wie ich, sie ist wie eine Schwester für mich“.
Argumente, welche die Tierschützerin nicht überzeugen. Sie verwies auf deutliche Anomalien der Elefanten, die auf regelmäßige Abläufe im Zirkus zurückzuführen seien. Ständige Auf- und Abbauten, lange Fahrten in LKWs und enge Gehege seien für die Tiere eine Qual. Weisheit argumentierte: Er gehe mit seinen Tieren regelmäßig spazieren und versuche deren Leben so angenehm wie möglich zu machen. In der Freiheit wiederum würden Elefanten häufig als Arbeitstiere missbraucht oder wegen des wertvollen Elfenbeins ihrer Stoßzähne gejagt.
Zerstörungswut und Bedrängen von Kindern
Besonders auf der Zunge brannte dem Zirkusdirektor die Zerstörungswut mancher Demonstranten. Allein in diesem Jahr wurden 100 Großflächenplakate im Wert von jeweils 10 Euro zerstört. Außerdem mahnt der Leiter des Familienunternehmens, keine jungen Besucher zu verängstigen. Vereinzelt seien Kinder heulend in den Zirkus gekommen.
Davon wollte sich Kerstin Wuthenow ganz klar distanzieren: „Auf allen Demos, die ich anmelde, stelle ich klar, dass niemand bedrängt werden darf und dass auch keine Plakate zerschnitten werden sollen – das ist nicht okay“. Schließlich habe sie nichts grundsätzlich gegen den Zirkusbetrieb oder die Familie: Ihre Kritik richtet sich allein gegen die Wildtiere, beim aktuellen Zirkus Africa also nur gegen die Elefanten. Trotzdem sehe man sich in der Pflicht, über das Thema aufzuklären. Einräumen musste sie auch, dass auf den Plakaten keine Elefanten des Weihnachtszirkus zu sehen seien. Die Protestschilder werden von Tierschutzorganisationen gestellt.
Bald keine Elefanten mehr in deutschen Zirkussen
Zurzeit gibt es in Deutschland neben Circus Afrika nur noch die Zirkusse Busch, Berolina und Voyage, die Elefantendressuren zeigen. Der Handel zwischen den Zirkussen ist seit vielen Jahren verboten, genauso wie der Import neuer Zirkuselefanten. Die Aufzucht eigener Tiere ist bislang keinem Zirkus in Europa gelungen. Auf lange Sicht wird es also aus ganz natürlichen Gründen keine Elefanten mehr in deutschen Zirkussen geben.
Im Übrigen verweist Kerstin Wuthenow auch auf die Bundestierärztekammer, die ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen gefordert habe.
Weiterhin Demonstrationen geplant
Dem Einwand Weisheits, die Veterinärämter würden den Zirkus regelmäßig mit der Bestnote in Sachen Tierhaltung auszeichnen, entgegnete die Tierschützerin mit mangelnden Gesetzen. Die Tierschützer versuchen mit Hilfe von Podiumsdiskussionen und Aktionen, auch die Politik von ihren Zielen zu überzeugen. Zuletzt hatten die Niederlande ein generelles Verbot für Wildtiere beschlossen.
Auch wenn sich Zirkusdirektor Hardy Weisheit und Tierschützerin Kerstin Wuthenow auf keine gemeinsame Lösung einigten, gaben sie sich am Ende die Hand und dankten für den gegenseitigen Gedankenaustausch.
Demonstrieren werden die Tierschützer wohl aber auch noch vor den verbleibenden Vorstellungen bis 4. Januar.
Text: Franz Purucker