Volksfest mit Abstand
Altstadtfest abgesagt: Dafür Festspiele-Woche in Jena
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Ersatz für Altstadtfest: Mit der StraßenPflasterFestspielWoche hat JenaKultur ein alternatives Veranstaltungsformat entwickelt.
Jena. Das Wichtigste vorweg: Es wird in diesem Jahr in Jena kein Altstadtfest geben. Zumindest nicht offiziell, denn tatsächlich erinnert die Alternative, die der stellvertretende Werkleiter von JenaKultur, Carsten Müller, mit seinem Team vorstellte, doch sehr stark an eine abgespeckte Version des Altstadtfestes, an ein „Altstadtfest light“, wenn man so will.
Altstadtfest mit Einschränkungen
Zusammen mit langjährigen Partnern und unter Förderung des Freistaates Thüringen entwarf JenaKultur die „StraßenPflasterFestspielWoche“, die vom 11. Bis 20. September stattfinden wird und in deren Rahmen die Jenaer am 13. September auch ein verkaufsoffener Sonntag erwartet.
Wie zum Altstadtfest wird es auf dem Eichplatz einen Rummel geben, wie auf dem Altstadtfest bietet eine Bühne auf dem Markt zehn Tage lang ein abwechslungsreiches Programm.
Also alles wie gehabt? Nicht ganz!
Wegen Corona werden beide Plätze eingezäunt, um den Zu- und Abfluss von Bürgern kontrollieren zu können und so die Hygieneregeln einzuhalten.
Auf beiden Plätzen wird eine Mund-Nasen-Bedeckung Pflicht sein. Sobald man an den Sitzplätzen (im Falle des Marktes) oder in der Attraktion sitzt (auf dem Rummel), soll man diese jedoch abnehmen dürfen.
Auf dem Markt werden zudem keine Buden stehen, um die Kapazität für Zuschauer zu erhöhen. Aus demselben Grund wird es auch nur Biertischgarnituren und keine Stehplätze geben.
Programmfokus auf regionale Künstler
Insgesamt sollen so maximal 500 Gäste auf dem Marktplatz dem Programm zusehen können, während sie gleichzeitig mit Getränken bedient werden und sich an einem zentralen Stand Speisen besorgen können.
Verantwortlich dafür sei ein Caterer. Eine Kooperation mit der anliegenden Gastronomie sei nicht zustande gekommen, da dies mit erheblichen Platzeinbußen einhergegangen wäre oder nicht genug Personal verfügbar war.
Das Programm wird sich derweil auf regionale Künstler konzentrieren, denen nach der langen Durststrecke geholfen werden soll, wieder einmal vor Publikum zu spielen, so zum Beispiel der Jenaer Philharmonie. Höhepunkt des Festes sind Double-Shows von Peter Maffay und Marius Müller-Westernhagen.
Wie Müller sagt, soll es jedoch keine größeren Bläser- oder Tanzgruppen geben, zudem wurde der Fokus so gelegt, dass die Menschen durch seichte Kunst gut unterhalten und zum Flanieren angeregt werden, das Ganze jedoch nicht ausufert, indem etwa wild getanzt werde.
Bands, die als Stimmungskanonen bekannt sind, sind deshalb angehalten, ihre Songs unplugged zu spielen.
Kein Feuerwerk in diesem Jahr
Auf dem (zur Hälfte trotzdem als Parkplatz vorgesehenen) Eichplatz werden insgesamt 19 Schausteller den Rummel mit ihren Attraktionen befüllen, unter anderem die allseits beliebten Autoscooter und Breakdance.
Eine konkrete Obergrenze, wie viele Menschen auf das Gelände dürfen, gibt es hier nicht. Der Platz soll stattdessen nach Auge reguliert werden.
Etwas kurios: Jede Attraktion bringt ihr eigenes Infektionsschutzkonzept mit, laut Klinke seien diese aber Freizeitparks entlehnt und bundesweit erprobt. In jedem Fall ist jedoch das Mitbringen oder der Verzehr von Alkohol auf dem Rummel-Gelände verboten.
Eine Attraktion, die besonders Fans von Lichtspektakeln interessieren dürfte, wird indes fehlen: Das traditionelle Feuerwerk wird dieses Jahr nicht stattfinden.
Spagat zwischen Risikominimierung und Unterhaltungswert
Etwas problematisch könnte sich die Entscheidung herausstellen, keine Reservierungen für die Veranstaltungen zuzulassen.
Aufgrund der begrenzten Kapazitäten wird es deshalb sicher auch Menschen geben, die am Einlass abgewiesen werden, zumal es Stand jetzt keine Möglichkeit geben soll, die Platzverfügbarkeit online abzufragen.
Was also, wenn dann die 501. Person ist oder man zu zweit kommt, aber nur noch ein Platz übrig ist?
Oder wie werden die Leute reagieren, wenn ihnen das Tanzen verboten wird. Freilich, die Regeln zur Eindämmung der Pandemie sind zu beachten, trotzdem ist es nur schwer vorstellbar, wie man bei Westernhagen ruhig auf seinem Sitzplatz verweilen soll.
Müller appelliert dahingehend an die Bürger, vernünftig zu bleiben. Die Situation sei nun einmal nicht zu ändern. Im Grunde stelle die StraßenPflasterFestspielWoche einen Test dar, inwieweit solche Volksfeste realisierbar sind.
Die Erfahrungen über Stärken und Schwächen der jetzigen Umsetzung sollen dabei in die Planung kommender Großereignisse wie dem Weihnachtsmarkt mit einfließen.
Letztlich sei es wichtig, dass überhaupt etwas stattfindet, ergänzt Müller: „Uns war es aber wichtig, dass wir veranstalten. Wenn auch anders und eingeschränkter. Stets unter Berücksichtigung der Pandemie-Situation.
Die Bürger*innen unserer Stadt sollen Kultur erleben und Unternehmen der Veranstaltungswirtschaft unserer Stadt sollen nach Monaten des Corona-bedingten Stillstands wieder Aufträge erhalten und damit hoffentlich auch unser starkes Signal wahrnehmen, dass wir sie auch in der Zeit nach Corona brauchen und dass wir ihre Arbeit absolut wertschätzen.“
Es ist der Versuch, einen Spagat zu schaffen zwischen Stimmungskillern auf der einen Seite, die aber zur Risikominimierung einer Ansteckung notwendig sind, und einem Programm, das trotzdem unterhaltsam sein soll.
Text: Johannes Pfuch