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„Gärten haben eine Zukunft“

Wie viele Jenaer Kleingärten müssen weichen?

Kleingärten gehören zu Jena. Doch welche müssen dem Wohnungsbau weichen?
Kleingärten gehören zu Jena. Doch welche müssen dem Wohnungsbau weichen?
Foto: Michael Baumgarten
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Nicht jedem Stadtentwicklungsthema wird eine eigene Broschüre gewidmet. Die "Gärten in Jena" schienen der Stadtverwaltung ein solches Druckerzeugnis wert zu sein. In den "Schriften zur Stadtentwicklung" Nr. 5 werden eine Bestandsaufnahme vorgelegt sowie Ziele und Prognosen aufgeführt.

Jena. Eine Bestandsanalyse mit bekannter Brisanz. Rund 7.500 Gärten finden sich in Jena, davon stehen 3.340 unter dem ausgesprochen starken Schutz des Bundeskleingartengesetzes (BKleingG). Die Gesamtfläche beträgt rund 560 ha, das entspricht 800 Fußballfeldern. Hinzu kommen ca. 10.000 Hausgärten. Die Stadt benötigt vor allem für Wohnungsbau Flächen. Dagegen stehen auch das BKleingG und das Recht der Privateigentümer von Kleingärten.

Aufwändig produziert: Diese Broschüre analysiert die Jenaer Gartenlandschaft.Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker (Bündnis 90/Die Grünen) und die Vertreter des Regionalverbandes der Kleingärtner, Bernd Rudolph und Klaus Große, wollten den bestehenden Konflikt bei der Präsentation der Broschüre nicht intensiv ausfechten. Aber auch nicht verschwiegen. "Gärten haben eine Zukunft in Jena", verkündete zwar Peisker. Aber Ende des Jahrzehnts seien die zur Verfügung stehenden Flächen in der Stadt bebaut. So müssten weitere, bisher für die Freizeit genutzte Flächen erschlossen und damit "die eine oder andere unangenehme Diskussion" geführt werden.

Konkrete Namen von aufzulösenden Kleingartenanlagen wollte der Dezernent nicht nennen. Zunächst, so Peisker, müsste der Bedarf an neuen Flächen für den Wohnungsbau ermittelt werden. Auch die Kleingärtner wissen: Ungeschoren werden einige der 73 Kleingartenanlagen im Stadtgebiet nicht davon kommen.  "Das ist sicherlich nicht anders möglich, aber es darf keinen Kahlschlag geben", erklärte Rudolph.  

Die Stadt rechnet fest damit, dass die Zahl der Kleingärtner zurückgehen wird. Dies wird aus der Tatsache abgeleitet, dass mit den Plattenbausiedlungen Neulobeda und Winzerla ab 1971 bis 1990 die Zahl der städtischen Kleingärten sprunghaft anstieg und diese Anlagen heute drei Viertel vom Gesamtbestand ausmachen. Viele dieser Gärten würden nach wie vor von den Erstbesitzern bewirtschaftet. Und die, dies blieb allerdings unausgesprochen, sterben allmählich aus. Die Hälfte der Kleingärtner, so eine Erhebung, sei älter als 65. Einen Leerstand gebe es nicht, sagte Rudolph. Und „sehr, sehr viele junge Menschen“  würden einen Kleingarten pachten wollen.  

Die Broschüre mit einer Auflage von 1.000 Exemplaren kann im Fachbereich Stadtentwicklung des Dezernates kostenlos abgeholt werden. Auch im Internet abrufbar "Gärten in Jena".

Text: Andreas Wentzel
Cover: Stadtverwaltung