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Nach dem Krieg

Uni Jena: Heute vor 75 Jahren wiedereröffnet

Festumzug zur Wiedereröffnung der Universität Jena am 15. Oktober 1945 vom Volkshaus zum Universitätshauptgebäude (links in sowj. Uniform Wassili Tschuikow, der Chef der Sowjetischen Militäradministration in Thüringen, Mitte mit Zylinder Landespräsident Rudolf Paul).
Festumzug zur Wiedereröffnung der Universität Jena am 15. Oktober 1945 vom Volkshaus zum Universitätshauptgebäude (links in sowj. Uniform Wassili Tschuikow, der Chef der Sowjetischen Militäradministration in Thüringen, Mitte mit Zylinder Landespräsident Rudolf Paul).
Foto: Universitätsarchiv Jena, FPS, Nr. 458
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Befreiung und Neuanfang: Mit einem Festakt wurde heute vor 75 Jahren die Friedrich-Schiller-Universität Jena feierlich wiedereröffnet.

Jena. Am 13. April 1945 wurde Jena durch US-amerikanische Truppen befreit. Drei Tage lang hatte es zuvor Bombenangriffe und Artilleriebeschuss gegeben, nun lagen weite Teile der Stadt und die Universität in Trümmern.

Der „Kriegsrektor“, der Rasseforscher Karl Astel, hatte am 4. April seinem Leben ein Ende gesetzt. Niemand wusste so recht, wie es weitergehen sollte.

Doch bereits am 15. Oktober 1945 – heute vor 75 Jahren – wurde die Friedrich-Schiller-Universität feierlich wiedereröffnet.



In der Zwischenzeit hatten die Besatzer gewechselt: Anfang Juli zogen sich die US-Amerikaner zurück, die sowjetische Armee übernahm.

Problem Professorenschaft: Ein brauner Sumpf

Wie schon die Amerikaner standen die Sowjets vor schwierigen Entscheidungen: „Denn die Universitäten waren als Lehr- und Forschungszentren für den Wieder- bzw. Neuaufbau ebenso unentbehrlich wie durch die Vorgeschichte diskreditiert“, so der Jenaer Historiker Jürgen John.

Für die Alma Mater Jenensis galt das in besonderem Maße, hatte doch Karl Astel eine nationalsozialistische Muster-Universität schaffen wollen. Im Zuge der von den Alliierten angeordneten Entnazifizierung wurde ein Elitewechsel angestrebt, doch war es schwierig, unbelastete Lehrkräfte zu finden.



In Jena genauso wie an den anderen Universitäten in der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) begann der Neuanfang mit gerade mal einem Drittel der ursprünglichen Professoren.

Großes Rahmenprogramm zur Wiedereröffnung

Am 15. Oktober 1945 gab es zur Feier der Wiedereröffnung der Universität einen Festakt im großen Saal des Volkshauses. Das Weimarische Staatsorchester spielte das Festliche Präludium von Richard Strauß.

Im Verlaufe des Festaktes übergab Landespräsident Rudolf Paul die Universität symbolisch an Rektor Friedrich Zucker und den Senat. Später wurde zu einem Festvortrag ins Planetarium geladen – in deutscher und russischer Sprache.



Um 19 Uhr stand eine Festvorstellung von Schillers „Kabale und Liebe“ im Theaterhaus auf dem Programm. Der Lehrbetrieb wurde erst im Dezember 1945 wieder aufgenommen.

In den ersten Nachkriegsjahren blieben die Universitäten in der SBZ personell, geistig wie lebensweltlich eher traditionell geprägt, konstatiert Jürgen John. Die Friedrich-Schiller-Universität konnte so an ihre Tradition anknüpfen, die bis ins Jahr 1558 zurückreicht.

Doch diese Zeit scheinbarer Ruhe blieb eine Episode: Akademische Freiheit war ein Fremdwort in der DDR.

Quelle: FSU Jena