Auch ohne Chemie: Schmerzen lindern in Jena

Es muss nicht immer der Arzt sein: Die Heilpraktikerin Jana Hentschel eröffnete eine neue Praxis für Heilkunde und Traditionelle Chinesische Medizin in Jena. Wir fragten sie nach ihren Gründen und Zielen.

Jena. Die Coronapandemie hat die deutsche Wirtschaft voll im Griff. Um satte 11,7 Prozent ist die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen.

Unzählige Unternehmen fielen der Pandemie zum Opfer, viele weitere sind noch nicht über den Berg. Mit steigenden Fallzahlen wächst nun auch wieder die Angst vor einem zweiten Lockdown.

Und trotzdem finden sich hier und da mutige Menschen, die allen Einschränkungen und Risiken zum Trotz während der Pandemie ein neues Geschäft eröffnen.

Wir haben uns mit einem dieser Menschen getroffen. Inmitten der Krise macht die Heilpraktikerin Jana Hentschel eine neue Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Jena auf. Mit uns sprach sie über ihre Gründe und Ziele, die sie zu diesem Schritt bewegten.

Jenaer Nachrichten: Frau Hentschel, viele Geschäfte stehen gerade vor dem Aus. Sie gehen den gegenteiligen Weg und eröffnen eine neue Praxis hier in Jena. Ist ihnen das Risiko nicht zu groß?

Jana Hentschel: Die Eröffnung war ja eigentlich schon für März angesetzt. Aber dann kam Corona. Zu dem Zeitpunkt war das Risiko nicht nur groß, es war quasi unmöglich, an eine Neueröffnung zu denken, da Praxisbesuche durch den Lockdown ohnehin verboten waren.

Ich habe sogar überlegt, die ganze Sache abzublasen. Ich hatte aber Glück im Unglück, da mein Vermieter so kulant war, die Mietkosten so lange liegenzulassen, bis die Praxis normal arbeiten kann. Das hat viel Druck herausgenommen.

JN: Und das hat bei Ihnen zu einem Umdenken geführt?

Hentschel: Nicht nur das. Ich selbst sagte mir nach einer Weile auch, dass ich das jetzt durchziehen muss, um den Leuten zu helfen, die durch Corona Ängste entwickelt haben. Mit den jetzigen Lockerungen, wodurch der medizinische Sektor wieder arbeiten darf, freue ich mich, auch mit der richtigen Praxis loszulegen.

„…Die Leute suchen während der Pandemie verstärkt nach Hilfe…“

JN: Es spielte also auch eine Rolle bei ihren Planungen, dass sie als Heilpraktikerin in einem Bereich arbeiten, in dem sie direkt in der Lage sind, Menschen bei den Belastungen durch Corona zu helfen?

Hentschel: Auf jeden Fall. Durch die Pandemie sind es ja noch mehr Leute geworden, die seelische und psychische Probleme haben.

Schlafstörungen, Magenschmerzen, Erschöpfungszustände oder Depressionen – viele, insbesondere Eltern, haben während der Pandemie mit all den Doppelbelastungen ja nur funktioniert. Nach dem psychischen kommt häufig das körperliche. Deswegen suchen die Leute verstärkt nach Hilfe.

JN: Und inwieweit kann die Heilkunde dabei helfen?

Hentschel: Die TCM hilft, die Energie des Körpers wiederaufzubauen. Es geht bei der Heilkunde darum, die Ursachen der Beschwerden zu bekämpfen, nicht die Symptome, deswegen muss der Körper erst einmal wieder in seine Mitte kommen, von der aus man wieder normal agieren, klar denken kann.

Z. B. kann die in der TCM weit verbreitete Akupunktur Botenstoffe freisetzen, die stresslindern wirken, im besten Fall werden diese Maßnahmen sogar schon präventiv vorgenommen. Vorteilhaft ist hierbei natürlich auch, dass die Behandlungen sofort helfen und ohne chemische Medikamente auskommen, was ja auch ein Anliegen der Heilpraktik ist.

„…das Immunsystem mit sanften Mitteln stärken…“

JN: Aber sicherlich hilft die Heilkunde nicht nur dabei, Stress bzw. psychische Probleme zu lindern?

Hentschel: Nein, im Prinzip gibt es für alles etwas, ob es nun Stress ist oder aber auch Heuschnupfen, Arthrose oder generell Schmerzzustände. Die Diagnose wird in umfangreichen Erstgesprächen erstellt und damit auch für jeden eine individuelle Behandlung.

Am Ende ist das Ziel der TCM immer, das Immunsystem mit sanften Mitteln und zum Teil auch in Eigenverantwortung, ohne chemische Medikamente, die ggf. Nebenwirkungen haben, zu stärken, denn die Heilung selbst muss der Körper leisten, das ist auch bei der Schulmedizin nicht anders.

JN: Nun ist die Schulmedizin jedoch meistens Kassenleistung. Trifft das auf die Heilkunde auch zu.

Hentschel: Leider nur bei privat Krankenversicherten, bei Beihilfe oder privaten Zusatzversicherungen. Der Vorteil ist aber, dass die Leute dafür eine messbare Leistung bekommen. Die Behandlung kann individuell angepasst werden.

Zumal es deutlich transparenter ist, denn beim Arzt weiß man nicht, was er einem indirekt über die Kasse für beispielsweise eine einfache kurze Beratung in Rechnung stellt. In der Heilkunde kann jeder für sich selbst entscheiden, wie viel er für seinen Körper ausgeben möchte.

„…Kunden müssen keine Sorge vor Corona haben…“

JN: Müssen sich die Leute bei Ihnen vor einem Erstbesuch anmelden?

Hentschel: Das ist immer gut, im besten Fall soll es für die Patienten ja keine Wartezeiten geben. Ideal wäre es, wenn die Kunden zuvor per Telefon oder E-Mail einen Termin ausmachen, zu dem sie dann ganz normal kommen und in dessen Anschluss ein neuer Termin vereinbart wird.

Sorgen vor Corona, z. B. wegen dem Kontakt mit anderen im Wartezimmer, müssen sich die Patienten nicht machen, weil im Prinzip immer nur der Kunde da ist, der gerade Termin hat. In der jetzigen Situation plant man sowieso großzügiger und hat dann gar keine Überschneidungen mehr.

JN: Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihr Unternehmen und bedanken uns für das Gespräch.

Weitere Informationen und Kontakt:

Heilpraktikerin Jana Hentschel,
Löbstedter Straße 50 in Jena
www.akupunkturjena.de
Tel. 0179/ 611 27 22

Text: Johannes Pfuch