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Nachgefragt

Verwirrung um Corona-Zahlen in Jena

Verwirrung um Corona-Zahlen: MDR, Freistaat und Stadt melden unterschiedliche Werte für Jena.
Verwirrung um Corona-Zahlen: MDR, Freistaat und Stadt melden unterschiedliche Werte für Jena.
Foto: Michael Baumgarten/Archiv
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Ist Jena Risikogebiet oder nicht? Unterschiedliche Werte von MDR, Freistaat und Stadt liefern darauf keine klare Antwort. Wir fragten nach, welcher Wert stimmt.

Jena. Bürger haben die Qual der Wahl, bei wem sie sich die aktuellen Fallzahlen der Corona-Neuinfektionen in Jena einholen. So verkünden neben der Stadt selbst auch das Land Thüringen und der MDR täglich neue Werte.

Mitunter weichen die Zahlen allerdings voneinander ab, was nicht selten Verwirrung stiftet. Gerade jetzt, wo Jena aber im Grenzbereich der 50er-Indizenz bei Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen liegt, haben diese Unterschiede, hat diese Verwirrung eine besondere Brisanz.

Noch am frühen Dienstagmorgen verkündete der MDR für Jena einen Indizenz-Wert von 41,3. Die Stadt selbst vermeldete etwa zur gleichen Zeit einen Indizenz-Wert von 53,6. Das Land Thüringen meldet derweil einen Wert von 49,4.

Welche Zahlen stimmen nun?

Zwar hat der MDR den Wert mittlerweile auf 52,1 korrigiert, das Land liegt jedoch weiterhin bei 49,4 und damit unter der Grenze von 50. Die Frage, ob Jena nun Risikogebiet ist oder nicht, bleibt also. Gleichzeitig stellt sich auch weiterhin die Frage, welche Zahlen denn nun stimmen, denn Abweichungen gibt es nach wie vor bei allen.

Stadtsprecher Kristian Philler betont, dass die Werte der Stadt immer die Zuverlässigsten seien. Die Unterschiede ergeben sich aus den unterschiedlichen Einwohnerstatistiken.

Die Stadt benutze zur Berechnung die aktuelle Einwohnerzahl des Melderegisters von Jena (ca. 108.000), während MDR und das Land die veralteten Daten vom Landesamt für Statistik nutzen, die auf dem Zensus 2011 basieren (ca. 111.000). Entsprechend fällt der Indizenz-Wert der Stadt höher, aber zutreffender aus.

Hinzu kämen laut Philler bisweilen Verzögerungen bei der Übermittlung der Daten vom Gesundheitsamt an den Freistaat, weshalb dieser mitunter weniger Neuinfektionen aufweist, als tatsächlich vorliegen. Auch das führt zu einem niedrigeren Indizenz-Wert.

Jede Kommune entscheidet selbst über Berechnung

Da die unterschiedlichen Einwohnerzahlen letztlich aber den größten Unterschied für den Indizenz-Wert ausmachen, bestätigte Philler auf Nachfrage, dass es tatsächlich ein Gedanke wäre, wenn Land und Kommunen sich auf einen Einwohnerwert einigen würden.

Vom Land sei dafür aber keine Respons gekommen und so entscheidet jede Kommune weiterhin für sich, ob sie die (aktuelleren) Daten aus ihrem Melderegister nutzt oder die des Zensus 2011.

Für die Stadt Jena jedenfalls sind die Angaben der Stadtverwaltung die zutreffendsten, und nach denen ist die Stadt mit einem Indizenz-Wert von 53,6 derzeit Risikogebiet.

Text: Johannes Pfuch