Enorme Herausforderungen
Zahl der Flüchtlinge in Jena wird deutlich steigen
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Vor der Stadt stehen immense Herausforderungen bei der Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen. Das neue Übergangswohnheim in Lobeda-Ost reicht bei Weitem nicht aus.
Jena. "Wir sollten nicht zuerst die Fremdheit sehen, sondern die Not, die dahinter steckt." OB Albrecht Schröter (SPD) setzte sich bei einer Bürgerversammlung am 23. Februar in der Rodatal-Schule für die Akzeptanz der in Jena lebenden und nach Jena kommenden Flüchtlinge und Asylbewerber ein. Vor der Stadt stünden, erklärte der OB, "enorme logistische Herausforderungen".
Anlass für die Versammlung war die Eröffnung einer zeitweisen Unterkunft in der früheren Rodatal-Schule in Lobeda-West. Bis zur Fertigstellung des neuen Übergangswohnheimes im Mai mit 80 Plätzen direkt neben der Schule werden in der von Kommunale Immobilien Jena so weit wie möglich wohnlich hergerichteten Schule zunächst 52 Menschen ab dem 24. Februar leben. Darunter befinden sich 21 Kinder im Alter bis 14 Jahre.
Barbara Wolf, Fachdienstleisterin Soziales im Sozialdezernat, teilte mit, ab März müssten jeden Monat 60 Flüchtlinge und Asylbewerber in Jena aufgenommen werden. Diese Menschen stammen vor allem aus Syrien, dem Kosovo und Eritrea. Die Verteilung der Flüchtlinge wird über einen auf Bundesebene festgelegten Schlüssel geregelt.
Auf Thüringen entfallen weniger als drei Prozent. In Jena selbst sind laut Frau Wolf bislang insgesamt 500 Asylanten und Flüchtlinge aufgenommen worden. Die Stadt betreibt aktuell vier Übergangswohnheime (GU) an den Standorten Schulstraße, Theobald-Renner-Straße, Am Steiger und Philosophenweg. Weniger als die Hälfte der betreffenden Menschen leben in GU's, die Mehrheit in Einzelunterbringung.
Sozialdezernent Frank Schenker (CSDU) gab bekannt, dass die neue Situation steigender Aufnahmezahlen zu einer Kerngruppe geführt habe, die ab der kommenden Woche nach Lösungen für neuen Wohnraum suchen soll. Schröter betonte, sowohl die Entschuldung der Stadt als auch die Mittel für Kitas und Schülern würden nicht gekürzt werden. "Es wird keinem etwas weggenommen", wollte der OB vorhandenen Befürchtungen entgegentreten. Zugleich müsste die Bundesebene die finanzielle Hilfe für die Kommunen verstärken.
Einige Bürger kritisierten auf der Versammlung die Tatsache, dass auch Menschen aus dem Kosovo Asyl beantragen könnten und bei Ablehnung nicht abgeschoben werden würden. Man sei zwar nicht gegen die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen, aber gegen, so unterschwellig die Argumentation, so genannte Wirtschaftsflüchtlinge.
Das Recht auf Menschenwürde, hielten Schröter und Teilnehmer der Versammlung dagegen, gelte überall. Das Stadtoberhaupt warb um Verständnis für die Menschen, die vor Tod, Hunger, Elend und Verfolgung aus ihren Heimatländern flüchteten.
Bürger, die persönlich die Aufnahme und Betreuung der Flüchtlinge unterstützen wollen, können sich z.B. im Team Flüchtlingsangelegenheiten & Übergangswohnheime beim Sozialdezernat (Tel. 494980), dem Migrationsdienst der AWO Jena-Weimar oder auch in den Übergangswohnheimen melden.
Text und Fotos: Andreas Wentzel