Gutachten zum Wohnungsmarkt
Jena muss mehr Wohnbauflächen bereitstellen
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2.800 Wohnungen sollen bis 2030 in Jena entstehen. Neue Flächen für Mehrfamilienhäuser müssen ausgewiesen werden. Sagt ein Gutachten zum Jenaer Wohnungsmarkt.
Jena. 2.800 Wohnungen sollen bis 2030 in Jena entstehen. Wichtigste Voraussetzung ist die Ausweisung neuer Bebauungsflächen. Das steht im Gutachten, das vom Stadtentwicklungsdezernat in Auftrag gegeben und am 16. April von Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker (Bündnis 90/Die Grünen) vorgestellt wurde.
Die Wohnungsmarktexperten Tobias Jacobs und Jürgen Veser fanden heraus, weder der Bau von Einfamilienhäusern (120 bis 140 pro Jahr in Jena) noch die in den nächsten Jahren deutlich zurückgehende Lückenbebauung (bislang ca. 50 Prozent bei neuen Mietwohnungen) könnten genügend neuen Wohnraum schaffen, um der Nachfrage gerecht zu werden.
Eine Entlastung des seit Jahren sehr angespannten Jenaer Wohnungsmarktes könne nur mit Mehrfamilienhäusern in kompakter Bauweise erreicht werden. Ziel sei, diese neue Flächen unmittelbar am urbanen Teil der Stadt und damit weniger in den Randgebieten ausweisen zu wollen. "Wir wollen die Stadt kompakt halten und verdichten", erklärte Stadtarchitekt Dr. Matthias Lerm.
Welche Areale von der Stadtverwaltung ins Auge gefasst werden, soll in einem Monat bekannt gegeben werden, sagte Peisker. Klar ist, dass bis zum Beschluss des Stadtrates einige heiße Diskussionen bevorstehen. Insbesondere, wenn das von Peisker bereits allgemein avisierte Abreißen von Kleingärten ansteht.
In Sachen Mietpreise fanden die Gutachter heraus, dass neu entstehender und stets teurer Wohnraum zum Freizug von preiswerten Wohnungen führt. Rund 25.000 von insgesamt 56.000 Wohnungen seien in Jena billiger als 7,50 Euro/qm Kaltmiete. Die Experten sind der Meinung, die Politik müsse diesen preiswerten Wohnraum erhalten. Das bekannte und in Thüringen 2014 beendete Instrument "sozialer Wohnungsbau" habe sich nicht bewährt.
Text: Andreas Wentzel