Wer betreut mein Kind?
Kita-Streik in Jena: Eltern helfen sich selbst
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Tausende Familien aus Jena und Umgebung stehen vor dem gleichen Problem: Wie sichere ich die Betreuung meines Kindes? Wir fanden heraus, wie sich berufstätige Eltern über den andauernden Streik hinweghelfen.
Jena. Noch immer bleiben vielen Jenaer Eltern und Kindern die Türen der kommunalen Kindertagesstätten und Grundschulhorte verschlossen. Von der Stadt wurden zwar Notbetreuungen eingerichtet. Diese unterschreiten aber weit die benötigten Kapazitäten oder sind mit unzureichend Personal besetzt. Wie schaffen es also die berufstätigen Eltern über Wochen hinweg, ihren Kindern dennoch die nötige Beschäftigung zu verschaffen?
Einige Eltern haben sich in Zweckgemeinschaften zusammengeschlossen, um sich gegenseitig bei der Betreuung der Kinder zu helfen. Monika (34) ist teil solch einer Gruppe. Die Mütter würden sich abwechselnd jeweils einen Tag Urlaub nehmen, erzählt sie. An diesem nehme die betreffende Person alle Söhne und Töchter der anderen Eltern unter ihre Obhut. Von früh bis abends stünden dann der Ausflug zum Spielplatz, das Kochen für alle Kids und die Betreuung in der eigenen Wohnung auf dem Programm.
Andere suchen Hilfe bei den eigenen Müttern. Doch für viele Rentner ist der plötzliche Stress eigentlich unzumutbar. Kinder fragen sich, wann sie endlich wieder ihre Freunde im Kindergarten besuchen dürfen. Die zur Notbetreuung aufgenommen Kleinen befinden sich teils in völlig fremden Umgebungen ohne ihre bekannten Bezugspersonen. Hinzu kommen für alle Betroffenen jede Menge Unkosten.
All das trägt bei den Eltern zu ständig wachsendem Unverständnis für den unbefristeten Streik bei. Nun luden die kommunalen Beschäftigten der Jenaer Kindertagesstätten und Horte zum gemeinsamen Protest ein. Heute zwischen 16 und 18 Uhr wollen sie im Rahmen einer „Spielstraße“ gemeinsam mit Kindern und Eltern vor dem Rathaus „mit Spiel, Musik, Kreativität und Gesprächen ein Zeichen setzen“. Dann wird sich zeigen, wie viel Unterstützung zum jetzigen Zeitpunkt von den Betroffenen noch entgegengebracht werden kann.
Text: Maxi Stiebritz