Ausgang offen
Jenaer Stadtrat diskutierte konträr das Ernst-Abbe-Sportfeld
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Wenn auch kein neuer Beschluss gefasst wurde: Im Jenaer Stadtrat scheint aktuell eine Mehrheit für den großen Umbau des Ernst-Abbe-Sportfeld zu sein.
Jena. Hannsi Küppers musste in der zweiten Halbzeit des Europa League-Finales Dnipro Dnipropetrowsk gegen den FC Sevilla (2:3) eine Aussage aus der ersten Halbzeit korrigieren. Da hatte der Kabel1-Kommentator über den Dipro-Kicker Dschanba Kankava dem Zuschauer mitgeteilt, der sei der erste Georgier in einem Europacup-Finale.
Ein Irrtum, der einem Jenaer Fußballfan sofort auffallen musste. Er, Küppers, habe sagen wollen, der erste Georgier in einem Europa-League-Endspiel. Schließlich habe Dinamo Tiflis schon einen Cup geholt. „Das war, glaube ich, 1981, gegen Carl Zeiss Jena.“
Da leuchte sie in einem Nebensatz wieder auf, die ruhmreiche Vergangenheit des FCC. Gut zwei Stunden zuvor konnte die schnöde Realität miterlebt werden. Der Jenaer Stadtrat diskutierte nun endlich, nach zweifacher Verlängerung, in der Zusatzsitzung das Ernst-Abbe-Sportfeld. Alte und neue Anhänger des 3-fachen DDR-Meisters unter den Stadträten, politische Beamte und Interessenvertreter, sollten über die Berichtsvorlagen der Stadtverwaltung zu den präferierten Umbauvarianten debattieren.
Sanierung im Bestand geriet ins Abseits
Dass Einreicher OB Albrecht Schröter (SPD) und Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker (Bündnis 90/Die Grünen) sich mit ihren Favoriten – reine Fußballarena mit ausgelagerter Leichtathletik oder Sanierung im Bestand - nur ins Abseits manövrieren konnten, kam nicht überraschend.
Zu stark scheint derzeit unter der Mehrheit der Volksvertreter die Idee sich festgesetzt zu haben, nur die große Variante (mit Hotel oder Hotel und Kongresszentrum) sei die einzig richtige Strategie, um die seit den 1990er, 2009 und seit 2011 geführte Partie endlich entscheiden zu können. Sogar die Linke, die bei jeder Haushaltskürzung für Jugendarbeit oder ÖPNV-Zuschüssen lautstark protestiert, propagiert die finanziell intensivste und in Sachen Planungssicherheit und Genehmigungsverfahren unsicherste Variante.
Nachgerade dramatisch geriet der Auftritt von Andreas Wiese (FDP). Das Präsidiumsmitglied es FCC verurteilte den OB-Vorschlag Sanierung im Bestand mit der Tatsachenbehauptung: "Das wäre der Tod des Fußballs in Jena, auch des Frauenfußballs."
Grünen und Piraten sind dagegen
FCC-Fans und Vereinsfunktionäre, SPD, Linke, zumindest ein Teil der CDU, FDP - Bürger für Jena hielten sich in der Diskussion komplett heraus - scheinen gewillt, beim von Schröter für Juni, spätestens September geforderten endgültig zu fassenden Beschluss für die große Variante votieren zu wollen. Die Grünen und die Piraten sind dagegen, sie argumentierten mit nicht vorhandener Nachfrage für Hotel- und Kongresskapazitäten sowie den rechtlichen Risiken, in einem Überschwemmungsgebiet zu investieren. Dezernent Peisker prophezeite: "Die große Variante werden wir über Jahre diskutieren."
Text: Andreas Wentzel