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Kleingärtner kontra Stadtverwaltung

Erbitterter Streit um Kleingärten-Abriss am Jenzigfuß

Der nächste Konflikt kocht hoch in Jena. Diesmal wird über den Abriss einer Kleingartenanlage am Jenzig gestritten. Im Bild sieht man ungefähr, was die geplante Bebauung für ein Ausmaß hat.
Der nächste Konflikt kocht hoch in Jena. Diesmal wird über den Abriss einer Kleingartenanlage am Jenzig gestritten. Im Bild sieht man ungefähr, was die geplante Bebauung für ein Ausmaß hat.
Foto: Ballonteam Jena
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Stadtverwaltung, Bürger und Kleingärtner liegen sich in den Haaren. Die Planungsarbeiten zum Abriss der Gartenanlage am Jenzigfuß sollen eingeleitet werden. Die Stadt will hier hochwertigen Wohnraum bauen lassen.

Jena. Auch wenn es nur 150 von 3.340 Kleingärten in Jena sind: Die Pläne für den Abriss von Kleingärten am Jenzigfuß, um Bauland für ein hochwertiges Wohnquartier zu schaffen, schlagen erwartungsgemäß hohe Wellen. Im Stadtentwicklungsausschuss konnte die Beschlussvorlage „Wohnen in Jena 2030“ in 1. Lesung am 28. Mai öffentlich diskutiert werden. Der Stadtrat soll den Beschluss auf der Juni-Sitzung fassen.

Vor allem die Kleingärtnerinnen und Kleingärtner der Anlage „Am Jenzig“ demonstrierten mit ihrem Kommen, wie sehr sie über dieses geplante Bauvorhaben verärgert sind.Rund 200 Gäste im völlig überfüllten Senatssaal des Rathauses wollten an der Streitdiskussion teilnehmen. Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker (Bündnis 90/Die Grünen) und Stadtarchitekt Dr. Matthias Lerm mussten sich heftigste Kritiken erwehren und immer wieder Attacken über sich ergehen lassen.

Die Kleingärtner, insbesondere die Pächter der vor 80 Jahren begründeten Kleingartenanlage (KGA) „Am Jenzig“, protestieren grundsätzlich gegen die geplante Auflösung ihrer Verträge. „Das werden wir nicht ohne Weiteres hinnehmen“, kündigte Jörg Hobrack, Vorsitzender der KGA „Am Jenzig“, weiterem Widerstand gegen die Stadtpläne an. Die Verwaltung solle „mit Geduld und vor allem mit Vernunft ihre Pläne überdenken“, appellierte Hobrack an die Stadtführung.

Und die Kleingärtner wenden sich gegen die aus ihrer Sicht plötzlich ausgebrochene Eile, mit der die Stadtverwaltung die Pläne zur Umwidmung von einem Kleingarten- in ein Wohnbauareal betreibt. Hatte Peisker doch erst am 30. April verkündet (Wohnen in Jena 2030), bis 2022 stünden der Stadt für rund 1.450 geplante Wohneinheiten und damit ausreichend Fläche zur Verfügung.

Die vom Dezenten in Aussicht gestellte Ersatzfläche für rund 100 Kleingärten in Drackendorf ist noch nicht von der Stadt erworben worden, musste Peisker einräumen. Die Kleingärtner aus Wenigenjena (Jena-Ost) stört außerdem, dass sie zukünftig durch die ganze Stadt bis nach Drackendorf in die Datsche fahren müssten. Rund 80 Prozent der Gartenpächter am Jenzigfuß wohnen in der unmittelbaren Umgebung.

Rosa Maria Haschke, Mitglied der CDU-Stadtratsfraktion und langjährige Ortsteilbürgermeister in Wenigenjena, wand sich wie weitere Debattenteilnehmer auch entschieden gegen die aus ihrer Sicht eintretende Verschandelung eines Naturraumes und Jenaer Wahrzeichens; der Jenzig gehört zu den „Sieben Wundern Jenas“.

Am 11. Juni soll im Stadtentwicklungsausschuss ein Beschluss gefasst werden, der als Empfehlung in den Stadtrat eingebracht wird.

Text: Michael Baumgarten
Fotos: Ballonteam Jena (1), Baumgarten (9)

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