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schön willkommen zu sein

Eingebürgert in Jena: Junge Iranerin hat neue Heimat gefunden

Reyhaneh Ghassemizadeh und ihr Ehemann Matthias Bohlen während der Einbürgerungsfeier in Jena.
Reyhaneh Ghassemizadeh und ihr Ehemann Matthias Bohlen während der Einbürgerungsfeier in Jena.
Foto: Tobias Fuhr
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Eingebürgert in Jena: Junge Iranerin hat eine neue Heimat gefunden.

Jena. Die Stadt Jena begrüßte in der vergangenen Woche offiziell 228 Menschen aus 35 verschiedenen Nationen und fünf Kontinenten zur Einbürgerungsfeier.

Alle Personen, die zwischen Mai und Dezember vergangenen Jahres eingebürgert wurden, waren zu der feierlichen Zeremonie in der Rathausdiele eingeladen.


Neben einer tschechischen Familie, einem US-Amerikaner und einer jungen Mutter aus Syrien hieß Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche auch die 34-jährige Reyhaneh Ghassemizadeh willkommen.


„Es ist schön, das Gefühl zu haben, willkommen zu sein“, sagt Ghassemizadeh über die Einbürgerungsfeier.


So etwas gebe es schließlich nicht in jeder Stadt, betonte die nun offizielle Deutsch-Iranerin. Ihr Ehemann, Matthias Bohlen, stimmte ihr lächelnd zu. 

2015 kam Reyhaneh Ghassemizadeh aus dem Iran erstmals nach Deutschland, um zu studieren. In Freiburg im Breisgau lernte sie ihren heutigen Ehemann kennen und machte erfolgreich ihren Doktor in Physik.

Nach acht Jahren in Süddeutschland zog das junge Paar aus beruflichen Gründen nach Thüringen.


Während Ghassemizadeh in Fernarbeit für das Fraunhofer-Institut tätig ist, arbeitet ihr Ehemann als Ingenieur in einem in Jena ansässigen Unternehmen. 

In seiner Ansprache an die frisch gebackenen deutschen Staatsbürger bekräftigte das Stadtoberhaupt die Entscheidung der Anwesenden, nach Jena gekommen zu sein.


„Aufgrund des Fachkräftemangels und einer schnell alternden Gesellschaft braucht Jena Menschen, die international zu uns kommen und bleiben wollen“, versicherte Nitzsche den Zuhörern und Zuhörerinnen. 

Die werdenden Eltern sind sich in ihrem positiven Eindruck von Jena einig: „Durch das lebendige Lebensgefühl der Stadt haben wir uns direkt wohlgefühlt“, bestätigen beide.


Dennoch sei der Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft kein leichter gewesen, merkt Ghassemizadeh an. Es sei selbstverständlich „ein großer Verlust“, Familie und enge Freunde im Iran zurückzulassen.

Die deutsche Sprache mache es einem zudem auch nicht leicht, fügt sie schmunzelnd hinzu.

Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten, müssen Menschen, die nach Deutschland kommen, verschiedene Voraussetzungen erfüllen.
 


Neben einem rechtmäßigen Aufenthalt von meist mindestens fünf Jahren, sind ausreichende Deutschkenntnisse, ein erfolgreich bestandener Einbürgerungstest zur deutschen Rechts- und Gesellschaftsordnung, das Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und die Absicherung des Lebensunterhalts ohne Sozialhilfe und Arbeitslosengeld erforderlich, um auf dem Papier deutscher Staatsbürger zu sein. 

„Ich hatte das Gefühl, ich müsste im öffentlichen Leben immer eine Maske tragen“, berichtet Ghassemizadeh über ihr Leben im Iran. „In Deutschland hingegen darf ich frei sagen, was ich denke“.

Diese Freiheit sei sie aus dem Iran nicht gewohnt gewesen. Zudem sei sie von der Hilfsbereitschaft der Jenaer Behörden, ihre Integration zu unterstützen, beeindruckt gewesen. 


Ghassemizadeh blickt optimistisch in die Zukunft: „Jena ist die Stadt, in der unser erstes gemeinsames Kind auf die Welt kommen wird. Das wird uns für immer mit Jena verbinden“, ist sie sich sicher.

Auch wenn ihr Herz immer noch an Freiburg hänge, sei sie zuversichtlich, Jena in naher Zukunft auch ihre „zweite Heimat“ nennen zu können.


Vor allem aber mache ihr die Einbürgerungsfeier bewusst, dass sie nun vollständig in Deutschland angekommen sei. 

Text: Tobias Fuhr