Rote Welle – marsch!
Geplante Ampel in Jena-Winzerla erhitzt die Gemüter
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Damit die Wasserachse im Stadtteil Jena-Winzerla schöner werden kann, kriegt die Rudolstädter Straße/Damaschke gleich eine neue Ampelanlage dazu.
Jena. Doppelbeschluss im Ausschuss für Stadtentwicklung: Die Umgebung des Rewe-Marktes in Winzerla soll weiter verschönert werden. Das Gelände wird neu modelliert, die Wege werden neu geordnet. Soweit, so gut. Bei der Gelegenheit aber, so will es der zweite Teil des Beschlusses, wird auf Höhe der Straßenbahnhaltestelle eine neue Fußgängerampel aufgestellt. Wie das?
Am Damaschkeweg ist vielen Fußgängern der Tunnel zu weit weg. Stattdessen laufen sie direkt über die dort vierspurige Rudolstädter Straße. Zu ihrem Schutz will die Verwaltung eine Ampel aufstellen. „Klar, die Leute riskieren Kopf und Kragen. Ein Wunder, dass dort noch nichts Schlimmes passiert ist“, sagt FDP-Stadtrat Thomas Nitzsche. „Da sag ich sogar als rot-genervter Jenaer Autofahrer: ok, diese Ampel muss wohl sein. Was mich aber auf die Palme bringt, ist wieder mal die Verkehrsplanung, für die der Autofahrer dann gleich wieder ganz zum Abschuss freigegeben ist!“
Warum die Aufregung? Nitzsche stört sich an der geplanten Steuerung der Ampel, wollte sie etwas autofreundlicher machen. Nein, sagt die Verwaltung. Abgelehnt, sagen auch alle anderen Fraktionen. Wie sollte es denn gehen, Herr Nitzsche?
Die Ampel liegt genau zwischen den beiden Kreuzungen der Lobedaer und der Winzerlaer Straße mit der Rudolstädter Straße. Damit ihre Schaltung da reinpasst, muss ein Umlauf insgesamt 90 Sekunden lang sein. Davon will die Verwaltung 37 Sekunden Rot fürs Auto. Ausdrückliches Ziel ist ein Optimum für die Fußgänger. Nitzsche denkt anders: „Bei 100 Fußgängern und 3.000 Autos pro Stunde muss es am Damaschkeweg um ein Optimum für den Verkehr auf der Straße gehen. Sonst droht der Infarkt, denn die Ampeln kriegen in Stoßzeiten schon heute den Verkehr nicht ohne Stau abgewickelt.“
Daher sein Antrag: 25 Sekunden, wie vom Verkehrsgutachten auch als möglich vorgerechnet. Einen einzigen Nachteil hätte das: Langsamere Fußgänger schaffen die vier Spuren dann nur, wenn sie zu Beginn der Grünphase loslaufen. Kein Problem, sagt Nitzsche. „Wem es um seine Sicherheit geht, der wird sich darauf einstellen. Das Fußgänger-Grün könnte zum Beispiel nach 7 Sekunden blinken. Wer dann schon auf der Straße ist, schafft es bequem sogar noch mit dem Rollator. Wer grad erst kommt, sollte wohl besser aufs nächste Grün warten – etwa eine Minute, das halte ich für zumutbar.“ Nicht so der Ausschuss.
Text: Henry Fuchs
Fotos: Michael Baumgarten