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Frauenklinik Jena

Geburtshilfe nach jüdischer Ärztin benannt

Prof. Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin, enthüllte heute gemeinsam mit Klara Griefahns Urenkelin Maria Löschau die Erinnerungstafel an der Wochenstation.
Prof. Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin, enthüllte heute gemeinsam mit Klara Griefahns Urenkelin Maria Löschau die Erinnerungstafel an der Wochenstation.
Foto: UKJ/Szabó
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Wochenstation nach Klara Griefahn benannt: Klinik für Geburtsmedizin am Uniklinikum Jena ehrt engagierte Medizinerin.

Jena. Seit heute trägt die Wochenstation der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena (UKJ) den Namen „Klara Griefahn“. Die Medizinerin hatte in den 1920er-Jahren die erste kostenlose Beratung für Mütter in Lobeda eingeführt. Als Datum für die Benennung wurde bewusst der Tag des Pogromgedenkens gewählt. „Wir sehen die heutige kleine Feierstunde auch als einen Beitrag zu einer aktiven Erinnerungskultur“, so Prof. Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin.

Klara Griefahn, geborene Hoffmann, wurde 1897 in Budapest geboren und begann im Alter von 20 Jahren ihr Medizinstudium in Greifswald. Hier wurde ihre jüdische Herkunft nicht registriert. Noch im Studium heiratete sie ihren Kommilitonen Siegfried Griefahn. 1922 zogen beide nach Lobeda, wo sie eine allgemeinmedizinische Praxis mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe eröffneten.

Mutter der Jenaer Mütterberatung

In ihrer eigenen Praxis betreute Klara Griefahn ab 1931 vor allem Mütter, Säuglinge und Kinder. Schon 1933 stellte sie den Betrieb jedoch wieder ein, um der Kennzeichnung als „nichtarische“ Ärztin zuvorzukommen. 1943 wurde sie als Jüdin denunziert.

Im Januar 1945, kurz vor Kriegsende, erhielt Klara Griefahn den Deportationsbescheid und beging in der Nacht vor dem Transport Selbstmord. „Besonders tragisch daran ist, dass alle Juden aus Jena, die sich in dem letzten Deportationszug befanden, überlebten und nach Jena zurückkehren konnten“, so Prof. Schleußner.

Auf Initiative von Prof. Achim Schneider wurde bereits im November 2002 im Rahmen eines Symposiums eine Station der alten Frauenklinik in der Bachstraße nach Klara Griefahn benannt. Die dort angebrachte Tafel verwahrte Prof. Schleußner während des Umzugs, so dass sie jetzt ihren Platz im Neubau finden konnte.



Die Enthüllung der Tafel am Eingang der Station E110 begleitete heute auch Angelika Löschau, die Enkelin Klara Griefahns. Auch deren Tochter, Maria Löschau, war gekommen, die sich als Kinderärztin unter anderem für die Frauenmilchbank engagiert.

Klara-Griefahn-Straße in Altlobeda

Die Wochenstation der Klinik für Geburtsmedizin ist nicht der einzige Ort, an dem an die engagierte Medizinerin erinnert wird. Am 17. August 2009 wurde in der Klara-Griefahn-Straße in Altlobeda ein so genannter Stolperstein verlegt.

Heute Abend ab 18 Uhr findet dort im Rahmen der Aktion „Klang der Stolpersteine“ eine musikalische Ehrung mit dem Niemöller-Chor statt. Am Sonntag, 12. November, wird ab 16 Uhr in der Peterskirche Lobeda aus der Dissertationsschrift von Dr. Klara Griefahn „Die stillende Mutter in der Kunst“ gelesen und Klezmermusik zu hören sein.

Text: Anke Schleenvoigt/UKJ