Zur Erinnerung an die Deportierten
Gedenken auf Gleis 1 des Westbahnhofs in Jena
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Zum 30. Mal erinnerten Jenaer am Sonntag, 9. November, auf dem Westbahnhof an die Deportation der Juden, Sinti und Roma. „Hier haben sie gestanden, gedemütigt, ihres Ansehens, ihres Hab und Guts beraubt“, sagte Superintendent Sebastian Neuß. Er erinnerte daran, dass auch die Stadt Jena und ihre Bürger mitgemacht und zugesehen haben, als jüdische Mitbürger gepeinigt, in Konzentrationslager verbracht und ermordet worden sind.
Jena. Mit der so genannten Pogromnacht am 9. November 1938 hatte eine neue Stufe der Vernichtung jüdischen Lebens begonnen. Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter und der Superintendent legten gemeinsam einen Kranz nieder zur Erinnerung an die Deportierten. „Ich empfinde Scham und Trauer bei der Erinnerung an die Juden, Sinti und Roma, die von diesem Bahnhof abtransportiert worden sind“, sagte der OB. Er dankte dem Arbeitskreis Judentum für die alljährliche Vorbereitung des Gedenkens.
Gisela Müller, seit Jahren unermüdlich aktiv im Arbeitskreis, griff angesichts der Feiern rund um den Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren, das Bild der Mauer auf: Es habe nicht nur Mauern um Ghettos und Konzentrationslager gegeben. Auch heute noch gebe es Mauern antisemitischen Gedankengutes. Hass, Rassenwahn und Antisemitismus seien noch immer gegenwärtig. Daher müssten alle Anstrengungen unternommen werden, Vorurteilen gegenüberzutreten.
Der Kantor der Jüdischen Landesgemeinde Alexander Zakharenko verlas eine lange Liste der Konzentrationslager und Ghettos, in denen Juden gequält und ermordet worden sind. Zur Erinnerung an die Toten sprach er den Kaddisch. Am Abend hielt Professor Dr. Agnes Heller aus Budapest im Rathaus einen Vortrag über das „Leben und Wirken in den Umbrüchen eines Jahrhunderts“.
Text und Foto: Barbara Glasser