Spende der besonderen Art
Muttermilchspende für kleine Jenenser
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Nichts ist besser als Muttermilch für die ersten Lebenswochen. Kommen die Kleinen allerdings zu früh auf die Welt, kann die eigene Mama oft noch keine Milch geben. Die Muttermilchspende macht die wichtige Nahrung für viele Frühchen nun wieder möglich.
Jena. Mit 760 Gramm erblickt der kleine Ben in der 29. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt. Auch wenn er insgesamt mit wenigen Komplikationen zu kämpfen hat, bereitet ihm die Verdauung große Schwierigkeiten. „Mein Sohn hat die Frühchennahrung überhaupt nicht vertragen, sich oft erbrochen und gar nicht zugenommen“, erinnert sich seine Mutter Anne Jauch an die schweren ersten Wochen. Weil sie ihrem Sohn keine Muttermilch geben kann, gehört der heute dreijährige Ben zu den ersten Frühgeborenen an der Kinderklinik Jena, die gespendete Frauenmilch erhalten.
„Es war wirklich wie ein Wunder“, erzählt Anne Jauch. Mit der neuen Nahrung wird ihr Sohn sofort viel ruhiger und nimmt kontinuierlich zu. Drei Monate verbringt der kleine Junge in der Kinderklinik, viele Wochen davon kann er mit Milch versorgt werden, die verschiedene Frauen spenden. Seine Mutter hat keine Zweifel daran, dass die gespendete Milch einen guten Dienst getan hat: „Der Unterschied war ganz offensichtlich.“
Optimalste Ernährung für Frühgeborene
„Wir haben gute wissenschaftliche Daten, die zeigen, dass Muttermilch die derzeit optimalste Ernährung für Frühgeborene ist“, sagt Prof. Hans Proquitté, Leiter der Sektion Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin an der Jenaer Kinderklinik am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Seit 2011 gibt es hier wieder eine Milchbank, in der gespendete Frauenmilch für die Frühgeborenen auf den Stationen aufbereitet wird. Nur 13 der rund 200 Kinderkliniken in ganz Deutschland verfügen über ein solches Angebot. Mit der politischen Wende wurden die meisten der in Ostdeutschland verbreiteten Milchsammelstellen geschlossen, erst langsam wächst wieder das Interesse an gespendeter Frauenmilch.
„Weil wir wissen, dass Frauenmilch die bessere Alternative ist, betreiben wir diesen großen Aufwand“, sagt Prof. Proquitté. Jeder Mutter, die spenden möchte, wird Blut entnommen, das auf alle bekannten Erreger untersucht wird. Außerdem wird die gespendete Milch regelmäßig mikrobiologisch untersucht. Die Milch wird nicht vermischt und es ist stets nachvollziehbar, von welcher Mutter eine Spende stammt. „Die zusätzlichen Kosten für das Personal und die Laboruntersuchungen trägt unsere Klinik“, so Prof. Proquitté. Jede interessierte Mutter erhält eine Milchpumpe und Flaschen sowie eine kleine Aufwandsentschädigung.
Dank an Spenderinnen
Das Team der Frauenmilchbank ist über jede Spenderin dankbar – auch wenn es nur für einige Tage ist. Extreme Frühchen trinken in ihren ersten Lebenstagen nur wenige Milliliter Muttermilch etwa alle drei Stunden. „Mit einer gespendeten Flasche Milch können wir also die ganze Station einen Tag lang ernähren“, so Prof. Proquitté. Den 14 Frauen, die im vergangenen Jahr Muttermilch gespendet haben, dankt er sehr.
Text: Stefan Dreising/jm
Foto: Karin/pixelio.de