Konfliktfall Jenaer Philharmonie
Jenas OB Schröter„Wir erleben eine Sterbehilfe“
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"Sterbehilfe“ und „Judaslohn“: Mit drastischen Worten kritisiert Jenas OB Albrecht Schröter (SPD) das Angebot des Landes zur Förderung der Jenaer Philharmonie.
Jena. Der Streit um die Landesförderung der Jenaer Philharmonie eskaliert. Wenige Tage vor dem geplanten Beschluss der rot-rot-grünen Landesregierung zur Finanzierung der Thüringer Orchester und Theater setzt sich Jena zur Wehr. Von den jährlich anfallenden zusätzlichen Kosten zwischen 2017 und 2020 in Höhe von 800.000 Euro will das Land nur 62.000 Euro übernehmen.
Die Landesförderquote würde laut Schröter nur 23 Prozent betragen, für Erfurt dagegen 40 und für Weimar gar 80 Prozent.
„Statt Hoffnungsträger zu stärken, erleben wir eine Sterbehilfe für Kultur“, ging Schröter ungewöhnlich hart mit den Plänen des Landes ins Gericht. In Jena müssten laut Alexander Suchlich, Trompeter und Mitglied im Orchestervorstand, von den aktuell 75 besetzten Musikerstellen 6 gestrichen werden.
Damit, darin sind sich Kommunalpolitik und Orchester einig, sei eine qualitativ akzeptable Orchesterleistung nicht mehr möglich. „Die Philharmonie würde an die Grenze gelangen, noch als philharmonisches Orchester wahrgenommen zu werden“, befürchtet Jenas Stadtoberhaupt.
Die Frage, ob Jena - diese Idee wird seitens der Stadt dem Land unterstellt - die steigenden Kosten aufgrund seiner wirtschaftlichen Kraft nicht selbst stemmen könne, beantwortete Schröter so: „Das kann ich nicht garantieren.“
Die Idee von Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke), das Ministerium würde die zur Streichung frei gegebenen Musikerstellen bis zu deren Wegfall finanzieren, charakterisierte der studierte Theologe Schröter mit dem berühmt-berüchtigten Schmähbegriff „Judaslohn“. Musiker Suchlich nannte diesen Vorschlag zum Personalabbau „sehr, sehr unanständig“.
Schröter wollte außerdem einen Zusammenhang mit dem „Kampf gegen den Rechtspopulismus“ erkennen: „Die Welt wird nicht besser, wenn man Kultur abbaut.“ Er appelliere an das Land, die Förderpläne nochmals zu überdenken.
Text: Andreas Wentzel