Sonderschau in Goethe Galerie
Jena in seinen „schwarzen Stunden“
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„Kriege, Krankheiten, Katastrophen“: Die bis 24. Juni terminierte Sonderschau in der Goethe Galerie erinnert an „schwarze Stunden“ der Jenaer Chronik.
Jena. Pest, Naturgewalten und Kriege: Jenaer Bürger erlebten über die Jahrhunderte hinweg immer wieder die Schrecken von Not und Tod. Diese das Stadtleben in vielerlei Hinsicht prägenden dunklen Kapitel der Ortschronik werden aufgezeigt. Das Einkaufscenter setzt damit die vor Jahren begonnene Reihe, mit Ausstellungen Stadtgeschichte an einem hochfrequentierten öffentlichen Ort zu beleuchten, fort.
Wiederum zeichnet der Jenaer Publizist Dr. Jens.-F. Dwars verantwortlich. Erneut in Kooperation mit Birgitt Hellmann (Stadtmuseum) und mit Unterstützung des Leipziger Historikers Helmut Börner. Texttafeln, Gemälde- und Fotorepros sowie Exponate aus Sammlungen sollen die „schwarzen Stunden“ erhellen.
Was geschah, wie erlebten und reagierten die Einwohner auf die Pest, die laut den Überlieferungen auch Jena in mehreren Wellen seit Mitte des 16. Jahrhunderts heimsuchte? Oder auf den Einfall der napoleonischen Truppen im Oktober 1806?
Wer das großformatige Fahnenbild zum Brand in der Johannisstraße in der Nacht zum 14. Oktober 1806 genauer betrachtet, kann wenigstens drei Details erkennen. Während französische Soldaten bei den Löscharbeiten mittun, marschieren im Hintergrund ihre Kameraden in die Schlacht.
Links oben reißt ein Mann ein Haus ab, um das Übergreifen des Feuers auf weitere Gebäude zu verhindern (so entstand der Eichplatz). Zum Dritten ist direkt unter dem rechten Ellenbogen des linken Feuerwehrmanns ein Bürger zu sehen, der mit einem Sack über der Schulter nach erfolgreicher Plünderung in einem Hauseingang verschwindet.
Jena im zweiten Weltkrieg
Ein Ausstellungsabschnitt ist dem 2. Weltkrieg gewidmet. Auch in Jena kehrte der Krieg an seinen Ausgang zurück. Noch vier Tage vor der Besetzung der Stadt durch US-amerikanische Truppen flogen am 9. April die Westalliierten den letzten Bombenangriff. Dabei kamen 108 Menschen ums Leben, das Zeiss-Werk und große Teile der Innenstadt lagen in Trümmern.
Schließlich die Aufnahme der „Übersiedler“, also der Vertreibung Deutscher aus Osteuropa. Wie wurden sie aufgenommen, wie lebten sie in fremden Landen?
Daran schließt sich in der Ausstellung der Bezug zur Gegenwart an. Das Schüler-Projekt „KofferRaum“, eine Installation an den „Adern von Jena“, wird vorgestellt. Die Kinder und Jugendlichen formten in kleine Keramikobjekte ihre Assoziationen, was sie im Falle einer Flucht in einen Koffer packen würden.
Die Ausstellung kann bis zum 24. Juni zu den Öffnungszeiten des Centers besucht werden.
Text und Fotos: Andreas Wentzel