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JN-Ratgeber

ChatGPT und Ghostwriter - Seminararbeiten schreiben lassen

Ist es grundsätzlich erlaubt, akademische Arbeiten wie Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten von Ghostwriter:innen schreiben zu lassen?
Ist es grundsätzlich erlaubt, akademische Arbeiten wie Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten von Ghostwriter:innen schreiben zu lassen?
Foto: Alexandra Koch/pixabay.com
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ChatGPT und Ghostwriter: Wir geben Tipps zum Thema Seminararbeiten schreiben lassen.

Jena. Zu wenig Zeit, eine Schreibblockade, keine Idee, wie man anfangen soll – es gibt zahlreiche Gründe, aus denen Studierende darüber nachdenken, sich ihre Seminararbeiten schreiben zu lassen.


Doch ist es rechtlich haltbar, einem Ghostwriter das wissenschaftliche Arbeiten zu überlassen? Und wie sieht es mit der Nutzung einer KI wie ChatGPT als Alternative zur Ghostwriter-Agentur aus? Wir haben die Antworten.

Die Rechtsbasis des Ghostwritings

Die Geschichte des Ghostwritings reicht weit zurück. Schon in der Antike ließen sich Größen wie Cicero und Cäsar ihre Reden von Ghostwriternverfassen.

Und auch heute schreibt nicht jeder Politiker jede Ansprache selbst. Ghostwriting hat einen festen Bestand in Politik und Wirtschaft und auch in der Wissenschaft.

Doch gerade im akademischen Bereich stellen sich hinsichtlich des Ghostwritings immer wieder rechtliche Fragen. Darf man einfach so Seminararbeiten schreiben lassen?


Die juristische Grundlage des Ghostwritings bildet zunächst einmal die vertragliche Vereinbarung zwischen dem Ghostwriter bzw. der Ghostwriter-Agentur und dem Auftraggeber.

Konkret handelt es sich dabei um eine vertragliche Vereinbarung, die nach dem Grundsatz der zivilrechtlichen Privatautonomie der Vertragsparteien abgeschlossen werden kann.

Es ergibt sich demnach ein Werkvertrag gemäß § 631 BGB. Im Rahmen dieses Vertrags treten der Ghostwriter oder die Ghostwriter-Agentur dem Auftraggeber alle urheberrechtlichen Ansprüche ab und übertragen ihm sämtliche Nutzungsrechte.


In einem Grundsatzurteil vom 1. September 2009 stellte das OLG Frankfurt fest, dass eine solche Vereinbarung getroffen werden darf und es sich beim Ghostwriting um eine legale Dienstleistung handelt – das gilt auch für das akademische Ghostwriting.

Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass auch die Hochschule ein Wörtchen mitzureden hat. Und auch, wenn die vom Ghostwriter geschriebene Seminararbeit vor dem Gesetzgeber Bestand hat, kann es zu Sanktionierungen durch die Universität oder Fachhochschule kommen.


Zusammenfassend lässt sich in dieser Hinsicht feststellen: Akademisches Ghostwriting ist nicht verboten. Doch sind die so entstandenen Texte nicht dafür geeignet, im Ganzen oder in Teilen direkt und unverändert bei der Hochschule abgegeben zu werden.

Wie viel Hilfe ist erlaubt?

Sich komplette Seminararbeiten schreiben zu lassen und diese dann vollständig oder in Teilen 1:1 abzugeben, ist demnach wenig ratsam.

Denn schließlich müssen Studierende bei Seminararbeiten und vor allem bei Bachelor- und Masterarbeiten versichern, dass diese selbständig verfasst wurden.

Das eigenständige wissenschaftliche Arbeiten ist zudem einer der wichtigsten Punkte während des Studiums.


Wer sich aber lediglich Inspiration durch den Text des Ghostwriters holt, sich durch ihn bei der Recherche oder bei der Gliederung der Arbeit unterstützen lässt oder die Arbeit abschließend von einem Ghostwriter korrigieren oder lektorieren lässt, kann sich mit gutem Gewissen an eine Ghostwriter-Agentur wenden.

Eine gute Ghostwriter-Agentur wird zudem darauf hinweisen, dass die erstellten Arbeiten nicht als Prüfungsmaterial vorgelegt werden dürfen.

Seminararbeiten schreiben lassen kann durchaus sinnvoll sein, sofern die fertige Arbeit als Grundlage für eigenständige Recherchen und Formulierungen dient.


Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass das Thema der Arbeit und seine Eingrenzung eigenständig und unter Absprache mit dem betreuenden Dozenten erfolgt. Denn die Arbeit des Ghostwriters kann nur die Grundlage für eine eigenständige wissenschaftliche Leistung bilden.

Seminararbeiten schreiben lassen – Pro und Contra

Vor der Entscheidung, ob man seine Seminararbeiten schreiben lassen sollte, gilt es nicht zuletzt grundsätzlich, das Für und Wider abzuwägen.

Die Vorteile im Überblick:

  • Gründliche Recherche und Vorgabe wichtiger Quellen für die eigene Ausarbeitung
  • Korrektes Format
  • Korrektes Zitieren
  • Zuschnitt auf individuelle Anforderungen und Bedürfnisse
  • Rat und Unterstützung bei der Aufarbeitung eigener wissenschaftlicher Untersuchungen und Thesen


Die Nachteile im Überblick:

  • Bei fehlender Zeit oder Disziplin kommt die eigenständige Auseinandersetzung mit dem Thema und damit der Lerneffekt zu kurz
  • der Kostenfaktor

Wer sich dafür entscheidet, seine Seminararbeiten schreiben zu lassen, sollte bei der Wahl eines Ghostwriters oder einer Ghostwriter-Agentur nicht allein auf den günstigsten Preis achten.

Andere Faktoren sind weitaus wichtiger. Die Agentur sollte seriös sein und dem Datenschutz Priorität einräumen.


Darüber hinaus sollte der Ghostwriter selbst ein abgeschlossenes Studium haben – am besten in dem Fach, für das die Seminararbeit geschrieben werden soll. Er sollte genau wissen, worauf es beim wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben zu achten gilt.

KIs nutzen – eine Alternative zum Ghostwriter?

Während Ghostwriting eine etablierte Methode als Hilfe zum Schreiben von Seminararbeiten geworden ist, haben die Ghostwriter-Agenturen in jüngster Vergangenheit scheinbar Konkurrenz durch KIs bekommen. Aktuell ist dabei vor allem das Online-Programm ChatGPT im Visier.

Was ist ChatGPT?

„ChatGPT ist ein großes Sprachmodell, das auf der GPT-3.5-Architektur von OpenAI basiert. Es ist ein AI-System, das darauf trainiert wurde, menschenähnliche Gespräche zu führen und auf eine Vielzahl von Fragen und Anfragen zu antworten.


ChatGPT kann aufgrund seines großen Trainingsdatensatzes und seiner Fähigkeit, menschenähnliche Antworten zu generieren, für verschiedene Anwendungen wie Chats, Sprachsteuerung, Textverarbeitung und viele andere verwendet werden.“

Klingen die obigen Sätze ein wenig hölzern? Sie wurden von ChatGPT erstellt als Antwort auf die Frage in der Überschrift.

Wortwahl und Ausdruck sind aber nur zwei Gründe, aus denen Studierende, die darüber nachdenken, ihre Seminararbeiten schreiben zu lassen, dies nicht von ChatGPT erledigen lassen sollten. Auch wenn das Online-Programm auf Anfrage ganze Aufsätze erstellt.

Auf die Frage, ob man seine Seminararbeiten von der KI schreiben lassen kann, gibt das Programm selbst übrigens folgende Antwort:


„Als AI-System ist ChatGPT in der Lage, Texte zu generieren, die auf bestimmten Vorgaben und Parametern basieren. Es ist technisch möglich, dass Sie ChatGPT verwenden, um eine Seminararbeit zu schreiben, indem Sie ihm bestimmte Anweisungen geben und ihn trainieren, eine bestimmte Art von Text zu generieren.

Jedoch gibt es ethische Bedenken bei der Verwendung von AI-Systemen, um akademische Arbeiten zu schreiben. Viele akademische Institutionen verbieten ausdrücklich die Verwendung von AI-Systemen, um akademische Arbeiten zu schreiben. Zudem kann es als Plagiat betrachtet werden, wenn Sie eine Arbeit einreichen, die vollständig oder teilweise von einem AI-System erstellt wurde, ohne dies deutlich zu kennzeichnen.“

Beim Austesten der Anwendung von ChatGPT für das Verfassen wissenschaftlicher Texte zeigen sich darüber hinaus weitere Schwachstellen.


Bei spezifischen Fragestellungen, die viel Fachwissen erfordern und Argumente verlangen, die mit Beweisen untermauert werden müssen, versagt ChatGPT – zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.

ChatGPT kann zu zahlreichen Themen einen guten ersten Überblick verschaffen, doch es kann keine wissenschaftlichen Arbeiten oder Analysen verfassen, die der Bewertung nach Hochschulstandards entsprächen.

Tatsächlich besteht sogar die Gefahr, dass die KI fehlerhafte Informationen liefert. Und sie hat Probleme damit, Chronologien herzustellen.


Vielleicht wird das Programm noch lernen, kreativ zu denken. Bis es so weit ist, stellt es keine echte Alternative für all jene dar, die ihre Seminararbeiten schreiben lassen wollen. Einzig als Ausgangspunkt für Recherchen kann es beim wissenschaftlichen Arbeiten relevant sein.

Allerdings gilt es auch in dieser Hinsicht zu bedenken, dass ChatGPT keine seriöse Quelle für sachliche Informationen ist und nicht in akademischen Arbeiten als zitier würdig gilt.

Text: Torsten Lux