4:3 gegen Wiesbaden
Thieles Vier-Tore-Gala in Jena
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Im Programmheft des FCC hoffte man mit der Titelzeile auf „Drei Punkte zum Weihnachtsfest!“. Dieser Wunsch wurde mit einem spektakulären Spielverlauf und einen 4:3-Sieg für den FC Carl Zeiss Jena gegen den Tabellendritten erfüllt.
Jena. Danach sah es über weite Strecken der ersten Halbzeit nicht aus, obwohl Jena die erste Chance hatte. Nach Abwehrfehler der Gäste-Hintermannschaft bekam Timmy Thiele den Ball auf den Fuß serviert, lief, nur leicht bedrängt, auf das Gästetor zu, zog aber das Leder knapp am langen Pfosten vorbei (4.).
Danach regierten die spielerisch starken Hessen im Paradies und kreierten einige Chancen. Ein schneller Gäste-Angriff über links, vorbereitet von Stephan Andrist auf David Blacha, der mit seinem Volleyschuss die Latte traf (13.). Später rutschte wieder Blacha an einer flachen Eingabe knapp vorbei (22.). Den Kopfball von Manuel Schäffler aus Nahdistanz boxte Raphael Koczor über die Latte (29.). Beim folgenden Eckball pariert wieder Jenas Keeper einen Kopfball, der Nachschuss ging knapp vorbei (29.).
Dem FCC fiel nach vorn noch nichts Konstruktives ein, viele, meist flache, Pässe nach vorn landen beim Gegner. Folgerichtig und verdient die Gästeführung durch Sascha Mockenhaupt, der das Leder aus spitzem Winkel hoch ins Netz hämmerte (35.). Schäffler hatte die Chance, zu erhöhen, scheiterte aber an Koczors Reflex (36.), ebenso wie Patrick Breitkreuz (41.).
Dann kam aber vor der Pause beim FCC doch mal ein Steilpass an, der auch verarbeitet wurde. Jan Löhmannsröben auf Thiele, der endlich traf, zum 1:1 (43.). Dann musste aber noch Dennis Slamar mit der Ampelkarte vom Feld (45.) und ließ schlimmes befürchten für die zweite Hälfte.
Was dann aber vor allem in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit passierte, werden die 3.480 Zuschauer wohl lange nicht vergessen. Mit blitzsauberen Kontern drehte Jena das Spiel in dieser Phase. Nach Andrist-Außenpfosten-Treffer war der FCC dran. Die aufgerückten Gäste verloren den Ball an der Mittellinie, Thiele stürmte Richtung Gästetor und netzte zur 2:1-Führung ein (51.).
Lupenreiner Hattrick
Der Jubel war kaum verklungen, da folgte schon der nächste Treffer auf ähnliche Weise, 3:1 (53.). Was Timo Mauer noch nicht gelang (56.), schaffte der Mann des Tages. Mit seinem vierten Treffer (64.) machte er aus dem bislang „unechten“ einen lupenreinen Hattrick (drei Treffer in Folge in einer Halbzeit). Das Spiel war aber trotz der nun klaren Führung noch lange nicht gelaufen gegen offensivstarke Gäste. Jenas Defensive stemmte sich, in Unterzahl (!) gegen die SVWW-Angriffswellen. Koczor parierte, was auf das Tor kam.
Der für den Vierfachtorschützen eingewechselte Florian Dietz vergab das fünfte FCC-Tor aus Nahdistanz (80.). Stattdessen gelang den Hessen das 2:4 durch Stephan Andrist (82.). Der 3:4-Anschlusstreffer durch Kapitän Blacha sorgte noch für kribbelige mehr als drei Nachspielminuten. Die überstand der FC Carl Zeiss jedoch unbeschadet und konnte mit seinen Fans jubeln.
Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch – auf ein Wiedersehen 2018 mit hoffentlich weiteren derartig tollen und erfolgreichen FCC-Spielen – vielleicht auch mal auswärts, zunächst bei Fortuna Köln am 20.1.2018 - 14:00 Uhr.
Trainerstimmen:
Rüdiger Rehm (SVWW): „Da fehlen einem fast die Worte. So etwas zusammenzufassen ist nicht einfach. Wir haben eine 1. Halbzeit gehabt, wo wir gleich nach wenigen Minuten in Rückstand geraten können. Da hat Timmy Thiele noch vorbeigeschossen. Danach hatten wir das Spiel unter Kontrolle. Wir müssen mit 2:0 oder 3:0 in Führung gehen. Danach waren wir nachlässig. Dann kommt die gelb-rote Karte. In Überzahl verlieren wir zum Teil den Faden. Es muss eine Kopfsache sein.
Es geht nicht, dass wir als Spitzenmannschaft drei oder viermal eine Überzahlsituation aus den Händen geben. Was in der zweiten Halbzeit in den ersten 20 Minuten passiert, verstehe ich nicht. Carl Zeiss Jena hat am Ende das Spiel verdient gewonnen. Wir haben zwar eine tolle Halbserie gespielt, aber das, was wir heute in der 2. Halbzeit abgeliefert haben, bleibt leider hängen. Für uns ist das sehr, sehr ärgerlich, so in die Winterpause zu gehen.“
Mark Zimmermann (FCC): „Auch wenn wir mit 4:3 als Sieger vom Platz gegangen sind geht es mir ähnlich. Wir haben in der 1. Halbzeit gute Möglichkeiten um in Führung zu gehen. Wir haben in der 1. Halbzeit aber fast überheblich gespielt. Wir haben Glück, dass das Siel nicht bereits zur Halbzeit entschieden ist. Wir wussten, dass es nach der roten Karte schwer werden würde. Wir wollten uns darauf besinnen, in die Zweikämpfe zu kommen.
Dass es dann in den ersten 20 Minuten der 2. Halbzeit so läuft, kann ich nicht erklären. Wir führen 4:1 und du fragst dich, wie sowas zustande kommt. Dann haben wir die Chance zu 2 weiteren Toren. Die machen wir nicht. Du schüttelst teilweise den Kopf, was die Jungs gegen die beste Defensive der Liga machen. Ich hoffe, dass wir dieses Erlebnis in die Winterpause mitnehmen und daraus lernen, was in der 3. Liga gefragt ist. Von der Einstellung und Laufbereitschaft in der 2. Halbzeit war das überragend. Das sind die Tugenden, die wir in Jena sehen wollen. So ein Spiel wie heute hab ich auch noch nicht erlebt.“
FCC: Koczor - Brügmann, Gerlach, Slamar, Cros, Löhmannsröben, Grösch, Thiele (73. Dietz), Eckardt, Starke (80. Bock), Günther-Schmidt (46. Mauer)
SVW: Kolke - Kuhn (62. Diawusie), Mockenhaupt, Reddemann (67. Dams), Nothnagel, Mrowca (78. Funk), Andrich, Andrist, Blacha, Breitkreuz, Schäffler
Tore: 0:1 Mockenhaupt (35.), 1:1 Thiele (43.), 2:1 Thiele (51.), 3:1 Thiele (55.), 4:1 Thiele (65.), 4:2 Andrist (80.), 4:3 Blacha (90.)
Text: Steffen Langbein
Fotos: Jürgen Scheere