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Internationaler Rechtswettbewerb

Jenaer Jura-Studenten beim Vis Moot Court

Proben für den Wettbewerb: die Jenaer „Mooties“ (v.l.n.r.) Elena Krenn, Kristin Paul, Lucas Ibers, Pauline Köstner (Coach), Alexander Holzer (Coach), Juliane Wilke und Lukas Tepke.
Proben für den Wettbewerb: die Jenaer „Mooties“ (v.l.n.r.) Elena Krenn, Kristin Paul, Lucas Ibers, Pauline Köstner (Coach), Alexander Holzer (Coach), Juliane Wilke und Lukas Tepke.
Foto: Anne Günther/FSU
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Üben fürs perfekte Plädoyer: Jura-Studierende der Uni Jena treten beim internationalen Rechtswettbewerb „Vis Moot Court“ gegen Teams aus aller Welt an.

Jena. Wer muss bezahlen, wenn gefrorenes Hengstsperma beim Zoll Kosten in Millionenhöhe verursacht? Mit dieser ungewöhnlichen Frage beschäftigen sich fünf Jura-Studierende der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Sie nehmen am aktuellen Willem C. Vis Moot Court teil, dem größten englischsprachigen Wettbewerb für Wirtschaftsrecht. Dort treten sie gegen über 350 Teams aus aller Welt an, um in einem simulierten Schiedsverfahren ein Urteil zum Fall um den teuren Pferdesamen zu finden.

Momentan befinden sich die Jenaer am Beginn der mündlichen Phase des Wettbewerbs, in der sie unter anderem bei Testläufen in Stuttgart am 1. Februar und in Bukarest vom 1. bis 3. März prozessieren.

Dann stehen die beiden Highlights auf dem Programm: Die mündlichen Verhandlungen in Hongkong vom 31. März bis 7. April und in Wien vom 11. bis 18. April. Dort wollen sie an die guten Leistungen der Jenaer Moot-Teams anknüpfen, die seit 2007 die Universität bei dem Wettbewerb vertreten haben.

Hohe Zollgebühren für Hengstsperma

Schon seit Oktober grübeln Juliane Wilke, Lucas Ibers, Kristin Paul, Lukas Tepke und Elena Krenn über dem fiktiven Fall. Darin wird ein Kaufvertrag über das gefrorene Sperma des Zuchthengstes Nijinsky III abgeschlossen. Die kostbare Fracht erreicht den Käufer, der Verkäufer muss jedoch Zollkosten in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar zahlen, die er von seinem Vertragspartner zurückverlangt.

Das Jenaer Vis-Moot-Team (v.l.n.r.): Lucas Ibers, Pauline Köstner, Juliane Wilke, Elena Krenn, Kristin Paul, Lukas Tepke und Alexander Holzer von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Foto: Anne Günther/FSU)

In den schriftlichen Aufgaben mussten die „Mooties“, wie sie sich selbst nennen, für beide Seiten Partei ergreifen und Schriftsätze verfassen. Nun stehen die Vorbereitungen auf die mündlichen Verhandlungen an.

Dafür erweitert das Team stetig sein Wissen über das internationale Wirtschaftsrecht und feilt an den rhetorischen Fähigkeiten. Selbst Anstandsregeln wie die in Asien übliche, beidhändige Übergabe von Visitenkarten werden für den Auftritt in Hongkong einstudiert.

„Die Richter überzeugt man nicht nur mit dem Inhalt des Plädoyers. Ein souveräner Auftritt kann ebenfalls den Ausschlag geben“, erklärt Nachwuchsjuristin Pauline Köstner. Vor einigen Jahren hat sie selbst an dem Wettbewerb teilgenommen, jetzt trainiert sie die Jenaer „Mooties“ zusammen mit ihrem Kollegen Alexander Holzer.



Zudem unterstützt Prof. Dr. Giesela Rühl von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät das Team während der Schriftsatzphase, um die juristischen Argumente zu diskutieren. Für den Feinschliff der Englischkenntnisse sorgt Dr. Hazel Slinn vom Sprachenzentrum der Universität Jena.

Blick über den Tellerrand des Studiums

Neben der umfangreichen Weiterbildung ist die Teilnahme für die fünf Studierenden eine Gelegenheit, über den Tellerrand ihres Studienfaches zu blicken. So gefällt Kristin Paul besonders, dass sie einmal nicht auf sich allein gestellt Hausarbeiten schreiben muss, sondern gemeinsam im Team nach Lösungen sucht.

Lucas Ibers freut sich darauf, dass er Menschen aus vielen Ländern begegnen wird und über die beteiligten Kanzleien Kontakte in die Berufswelt knüpfen kann.

Bei alledem wollen die „Mooties“ ihr erklärtes Ziel nicht aus den Augen verlieren: in der Vorrunde genügend Punkte sammeln, um es unter die besten 64 Teams zu schaffen. Dafür vertrauen sie zuerst auf ihre Fähigkeiten, aber auch auf einen Glücksbringer namens Nijinsky.

Kein millionenschweres Pferd natürlich, wie sein Namensvetter aus dem fiktiven Fall, sondern ein buntes Einhorn aus Ton, das vom Büroschrank aus über die Schriftsätze wacht.

Text: Axel Burchardt/FSU