Je eine Handvoll Baby
Uniklinik Jena macht Zwillingseltern glücklich
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Nur 23 Wochen im Mutterleib: Sehr früh geborene Zwillingsjungen können dank der Versorgung am Uniklinikum Jena endlich nach Hause.
Jena. Je eine Handvoll Baby: 600 Gramm wog Benjamin, 690 Gramm sein Brüderchen Eric, als beide viel zu früh nach 23 Schwangerschaftswochen und fünf Tagen am Uniklinikum Jena (UKJ) auf die Welt kamen.
Liebevoll versorgt und aufgepäppelt
13 Wochen später – mittlerweile wiegen die beiden 2300 und 2500 Gramm – können die Zwillinge nach Hause. Versorgt und aufgepäppelt wurden sie vom Team der neonatologischen Intensivstation am UKJ.
Mit so einer Situation rechnet keine werdende Mama: Ganz plötzlich und viel zu früh mussten die Zwillinge von Isabel auf die Welt geholt werden.
„Es war erst mal sehr schwer. In der 24. Schwangerschaftswoche sind die Kinder gerade an der Grenze zur (Über)-Lebensfähigkeit“, erinnert sie sich zurück.
Sie habe sehr viel mit einer Psychologin geredet. Insbesondere der Kinderarzt am UKJ habe ihr und ihrem Mann Mut gemacht, den Kindern eine Chance zu geben. „Wir dachten uns dann: Wir werden jeden Tag genießen, den wir die Kinder haben“, so die Mama.
Tatsächlich habe es ihr sehr geholfen, dass am Perinatalzentrum des UKJ – eins von nur drei der höchsten Stufe im Freistaat Thüringen – einfach alles da war, von der psychologischen Betreuung über ein umfassendes Ärzteteam hin zu den Kinderkrankenschwestern.
„Wir sind hier eigentlich auf jede Situation eingestellt, die auftreten kann“, so Professor Hans Proquitté, Leiter der Sektion Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin am UKJ.
Glück und viel Erfahrung
„Natürlich gehört immer auch Glück dazu bei so frühen Frühgeborenen, aber bei uns ist zumindest medizinisch alles vorhanden. Wir sind ein hochspezialisierter Bereich mit viel Erfahrung im Umgang mit diesen sehr frühen Frühgeborenen“, so der Experte.
Ein typisches Problem sehr früher Frühgeborener ist die fehlende Lungenreife. Auch bei den beiden Zwillingen Benjamin und Eric waren die Lungen noch nicht reif. Sie mussten beatmet werden. „Das war aber zum Glück nur ein paar Tage nötig“, berichtet Isabel.
Glück hatten die beiden Jungen auch, was Infektionen angeht. Außer kleineren Infekten, die auch eine Antibiotikagabe erforderten, blieben die Zwillinge verschont.
„Bei frühen Frühgeborenen besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko bis hin zur Sepsis“, erklärt Professor Proquitté. Auch ein Darmverschluss gehört zu den Risiken einer frühen Frühgeburt. All das blieb den Kindern erspart.
Erleichterung nach Gewichtszunahme
Wirkliche Erleichterung setzte bei der Mutter aber erst ein, als ihre beiden Jungs ein Gewicht von 1500 Gramm erreicht hatten. Das war zwischen Mitte Dezember und Weihnachten der Fall.
„Vorher habe ich zwar auch gesehen, dass sich die Kinder gut entwickeln, aber man fürchtet dennoch, dass etwas passieren könnte“, beschreibt sie die Zeit.
Dass solche Meilensteine für Eltern wichtig sind, weiß natürlich auch das Team auf der neonatologischen Intensivstation. Mit kleinen Gesten und Botschaften versuchen die Kinderkrankenschwestern, den Eltern kleine Freuden zu bereiten. Luftballons mit dem neu erreichten Gewicht der Jungs zum Beispiel hingen manchmal plötzlich im Zimmer.
„Man fühlt sich gar nicht wie in einem Krankenhaus. Es ist wirklich schön hier“, sagt Mama Isabel, die zusammen mit ihren Kindern im Zimmer untergebracht war und so rund um die Uhr bei ihnen sein konnte. „Das hat mir als Mama sehr geholfen.“
Dem neonatologischen Team ist es sehr wichtig, die Eltern frühzeitig ganz konkret einzubinden. Den kleinen Eric konnte Mama Isabel gleich nach der Entbindung kurz auf dem Arm halten, Benjamin hat sie dann erst im Inkubator das erste Mal gestreichelt – vor allem, weil sie erst mal selbst mit der Situation klarkommen musste.
„Später habe ich meine Jungen dann aber auch im Inkubator gewickelt oder sie über die Sonde gefüttert“, erzählt sie.
„Wir brauchen die Eltern einfach, denn je mehr Verantwortung sie übernehmen und je sicherer sie im Umgang mit ihrem frühgeborenen Kind sind, umso frühzeitiger können wir ihre Kinder nach Hause entlassen“, sagt Professor Proquitté. Dieser Tag ist nun gekommen.
Text: Katrin Bogner/UKJ