Neubau eröffnet
Neues Krematorium: Moderne Kultur der Bestattung in Jena
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Die Stadt Jena hat am 3. Mai offiziell das neue Krematorium auf dem Nordfriedhof eröffnet. Für über drei Millionen Euro entstand eine hochmoderne Anlage für Feuerbestattungen.
Jena. OB Albrecht Schröter (SPD) würdigte die vom Eigenbetrieb Kommunalservice Jena allein finanzierte Investition für eine „moderne Kultur der Bestattung“. Sie sei angemessen für „diese Schnittstelle zwischen Leben und Tod, einem Ort des Abschieds, des Schmerzes und des Nachdenkens.“ Immerhin 97 Prozent der mehr als 2.100 in Jena jährlich stattfindenden Begräbnisse seien Feuerbestattungen. Zugleich verwies das Stadtoberhaupt auf die deutlich verbesserten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter und die Bestatter.
Der Neubau liegt 200 m nördlich vom rund 120 Jahre alten Krematorium (lat. cremare: verbrennen). Ein Ofen wurde eingebaut, der Schacht für einen zweiten steht als Reserve zur Verfügung. Mit Flüssiggas werden bei Temperaturen zwischen 850 und 1.500 Grad Celsius die Leichen verbrannt. Vor dem Ofen ist Raum, wenn Angehörige bei der Einäscherung anwesend sein wollen.
Die Totenfeiern werden weiterhin im unter Denkmalschutz stehenden Alt-Krematorium abgehalten. Wie die Stadtverwaltung setzt sich auch der Friedhofsbeirat, so dessen Vorsitzender Ralf Kleist, für die baldige Eröffnung eines Friedhofcafés ein.
Zirka eine Stunde dauert eine Einäscherung. Dioxin und Schwermetalle (z. B. Quecksilber) werden herausgefiltert. Mit der Abwärme wird das unterhalb stehende Sozialgebäue für die Friedhofsmitarbeiter beheizt. Im Neubau stehen Kühlzellen für die Leichenlagerung sowie Räume für die Umsargung und eine zweite Leichenschau zur Verfügung.
Mit dem Bau wurde im September 2014 begonnen. Der Probebetrieb mit 650 Einäscherungen startete im Januar 2016.
1898 konnte in Jena, damals Vorreiter im Deutschen Kaiserreich, erstmals eine Einäscherung erfolgen. Der 1894 gegründete Verein für Feuerbestattung übergab die Anlage 1908 an die Stadt. Seither wurden im Krematorium nur einige technische Änderungen wie der der Bau eines neuen Schornsteins (1976) und der Einbau von Filtern (1998) vorgenommen.
Text: Andreas Wentzel
Fotos: Michael Baumgarten