Ein Zuhause auf Zeit
Ronald McDonald Haus Jena unterstützt Eltern schwer kranker Kinder
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Das Ronald McDonald Haus in Jena bietet Familien schwer kranker Kinder ein Zuhause auf Zeit. Für die kleinen Patienten der Kinderklinik des Universitätsklinikums ist die Nähe ihrer Familien ein Segen.
Jena. Dienstag um halb neun ist es ruhig im gemütlichen Frühstücksraum des großen Hauses im Forstweg 30. Die ersten Gäste haben sich bereits gestärkt, für die Nachzügler ist der Tisch trotzdem gedeckt. Doch es ist nicht eine Pension oder ein Hotel, sondern das Ronald McDonald Haus in Jena. Es bietet neun Familien eine Unterkunft, deren Kinder in Behandlung in der Kinderklinik des Universitätsklinikums sind. „Wir sehen uns als ein Zuhause auf Zeit“, so der Anspruch des Teams. Einmal in der Woche gibt es ein Verwöhnfrühstück und ein Abendessen für die Eltern.
Ziel des Ronald McDonald Hauses ist es, einen Erholungsort außerhalb der Klinik zu bieten. Das ist in dem Haus mit Garten, Balkon und Gemeinschaftsräumen gegeben. Steffi Uecker, Leiterin des Hauses arbeitet mit Monika Hofmann, einer weiteren Festangestellten und einer FSJlerin (Freiwilliges Soziales Jahr).
Insgesamt wirken in der Einrichtung 25 Ehrenamtliche in einem gut funktionierenden Netzwerk mit. Sie erledigen die anfallenden Tätigkeiten des Alltags und haben immer ein offenes Ohr für die Familien. „Wenn etwas ist, ruf mich an“, stimmen die Ehrenamtlichen zu. Man hilft einander aus.
Zwei der derzeitigen Bewohner sind Gesine Kallmeyer und Ricarda Laube. Sie sind Eltern von Frühchen und nutzen die kurzen Wege zur Kinderklinik des Universitätsklinikums Jena, um so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern zu verbringen. „Die meiste Zeit sind die Kleinen in den Brutkästen. Wir können sie wickeln und vorsichtig auf den Arm nehmen“. Der Körperkontakt sei wichtig, um eine Bindung zu ihnen aufzubauen, verraten die beiden. Bei regelmäßigen Frühchen treffen können sich die Eltern untereinander austauschen. „In der Klinik werden die Kleinen ja meist von den Schwestern versorgt. Zu den Treffen kommen auch Schwestern und Ärzte der Kinderklinik des Universitätsklinikums und geben Tipps und Tricks weiter“ empfehlen die beiden Mütter.
Die Mitarbeiter des Ronald McDonald Haus Jena erleben auch die schweren Zeiten mit den Familien, die ein Klinikaufenthalt des Kindes mit sich bringt. „Dafür bekommen wir aber auch viel zurück“, so die Leiterin des Hauses. Volker Baumgarten, der im September schon elf Jahre dabei ist, kümmert sich vor allem um die Verwaltung und Buchhaltung. „Das macht mir Spaß und es ist eine sinnvolle Aufgabe. Man merkt, dass man gebraucht wird und macht sich selbst eine Freude“, erklärt Baumgarten, der sich zwei bis drei Mal in der Woche engagiert. Ute Burmeister hat auf einer Freiwilligenmesse den Anstoß bekommen. „Da ich in der Nähe des McDonald Hauses wohne, habe ich einfach mal vorbeigeschaut. Die Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen, deswegen habe ich schnell zugesagt“, beschreibt sie ihren Weg zum Ehrenamt.
Tashina Schneider dagegen hat gerade ihr einjähriges FSJ beendet. „Ich habe mir die Einrichtung angeschaut und noch am gleichen Tag zugesagt. Es war eine ganz neue Erfahrung für mich, mit diesen Kindern zusammenzuarbeiten. Die Zeit ist so schnell vergangen. Es ist schade, dass es schon vorbei ist“. Von den ehrenamtlichen Mitarbeitern und Eltern wird die FSJlerin gelobt. „Auch mit den Kindern konnte Tashina sehr gut umgehen. Aber wir freuen uns auch auf die neue Freiwillige, die im September beginnt“ erklärt das Team optimistisch. Denn: Die nächsten Bewohner „auf Zeit“ kommen bestimmt: Das Haus ist das ganze Jahr belegt.
Text: Kathleen Retzar