Lösung erst im Dezember 2015
Umwege und Gefahren am Jenaer Bahnhof Göschwitz
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Eine riesige Eisenbrücke verbindet derzeit das ehemalige Gleis 6 und Gleis 4 am Bahnhof in Göschwitz. Durch die verzweigten und meterhohen Treppenanlagen hat sich die Situation für Gehbehinderte und Eltern mit Kinderwagen im Gegensatz zur Unterführung drastisch verschlimmert. Aber auch, wer die Brücke erklimmen kann, lebt gefährlich.
Jena. Bis Ende nächsten Jahres sollen die Bauarbeiten am Bahnhof andauern, die dann auch endlich die Barrierefreiheit mit Hilfe von drei Aufzügen mit sich bringen sollen. Bisher müssen sowohl Gehbehinderte als auch Eltern mit Kinderwagen überlegen, wie sie die Treppenstufen meistern. Es sei denn, sie nehmen einen Umweg über Jena-Göschwitz in Kauf, welcher sie auf die andere Seite des Bahnhofes führt. Den einzigen Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn erreichen sie dann allerdings immer noch nicht, wenn sie in Richtung Erfurt zusteigen möchten.
Hatten die Fahrgäste bis zu Beginn des Umbaus noch etwa 20 Stufen in die Unterführung und wieder nach oben zu erklimmen, sind es nun gut doppelt so viele über eine rutschige Metallkonstruktion vor allem bei Nässe oder Glätte.
Fraglich ist, warum die Verantwortlichen die Situation bei etwa 3.800 Reisenden am Tag durch eine solche Brücke eher verschlechtert hat, als mit Aufnahme der Bauarbeiten eine Barrierefreiheit sofort mit einzurechnen. Für Reisende aus Richtung Jena-Lobeda bedeutet die derzeitige Situation in jedem Fall eine wahre Tortur mit Umwegen, die mit dem Nahverkehr nicht zu erreichen sind oder der Aufnahme des weiten Weges bis zum Bahnhof Jena-West.
Aber nicht nur, wer Schwierigkeiten hat, überhaupt auf die Brücke zu kommen, muss seine Reise ab Jena-Göschwitz genauer durchplanen.
Wie wir am Sonntag beim ankommenden Zug aus Rudolstadt beobachten konnten, hangeln sich einige Reisende eher über die Brücke als zu laufen. Da die Konstruktion provisorisch ist und deswegen durchsehbar und etwas wackelig daherkommt, müssen sich auch Menschen mit Höhenangst erst einmal überwinden, in dieser Höhe über die Schienen zu laufen.
Das Sicherheitspersonal am Bahnhof sieht vor allem den kommenden Wintermonaten skeptisch entgegen. Die Überführung sei derzeit bei Regen schon sehr glatt und berge Gefahren sowohl für Ältere als auch für eilige Reisende. Wenn dann auch noch Schnee auf den Platten liegen bleibt, werden Brücke und Treppe zur wahren Gefahrenquelle, sodass die Situation am Bahnhof noch weniger tragbar wäre als sie es ohnehin schon ist.
Der Neubau ist eingebunden in die Erneuerung des etwa 66 Kilometer langen Streckenabschnitts zwischen Gera und Weimar. 77 Millionen Euro investiert die Deutsche Bahn AG.
Text: Julia Matthes
Fotos: Michael Baumgarten