Stärkere Einschränkungen
Jena fordert schnelleren Lockdown
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Den Städten Jena und Erfurt gehen die neuen Corona-Maßnahmen nicht weit genug. Sie fordern stärkere Einschränkungen im privaten Bereich sowie einen früheren Start der Maßnahmen.
Jena. Die von der Landesregierung in Erfurt beschlossenen zusätzlichen Maßnahmen (wir berichteten: Neue Verordnung: Thüringen vor hartem Lockdown) gehen den Städten Jena und Erfurt nicht schnell und nicht weit genug.
Zwar begrüße man dort die Beschlüsse, kritisiere aber auch den Maßnahmenkatalog als unzureichend. „Die Landesregierung bewegt sich in die richtige Richtung, das ist gut so. Aber leider geht sie nicht schnell und nicht weit genug vor“, sagt Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein.
In vielen Kommunen seien die jetzt beschlossenen Maßnahmen bereits gelebte Praxis. So gehen der größte Teil der Jenaer Schulen bereits ab Montag in den flächendeckenden Distanz- bzw. Digitalunterricht.
Die Grundschulen gingen dabei einheitlich voran, sicherten Eltern, denen das Homeschooling nicht möglich ist, aber gleichzeitig auch eine Notbetreuung in der Schule ab. „Das hätte ich mir vom Land gewünscht“, sagte Jenas Bürgermeister Gerlitz.
Beide Politiker fordern deshalb vom Land, dass die Corona-Schutzmaßnahmen bereits ab Anfang nächster Woche gelten und nicht erst ab dem 19. Dezember.
Zudem fordern sie landesweit die schnellstmögliche Einführung des Digitalunterrichts von zu Hause aus, die Aufnahme von schärferen Kontaktbeschränkungen (max. fünf Personen aus zwei Haushalten) sowie die Streichung von Lockerungen bei privaten Kontakten über die Weihnachtsfeiertage und Silvester.
Angesichts der vielen Neuinfektionen in Pflegeeinrichtungen und immer häufigeren Schilderungen von Kliniken und Krisenstäben über eine zunehmend unbeherrschbare Entwicklung des Infektionsgeschehens sei dies alternativlos.
"Die Landesregierung darf jetzt nicht mehr zögern, sonders muss vorangehen. Und natürlich muss den von der Schließung betroffenen Wirtschaftsbereichen rasch geholfen werden. Es verbietet sich aber jetzt Menschenleben gegen Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufzuwiegen", so Christian Gerlitz.
Anmerkung der Redaktion: Die Forderung der Städte Erfurt und Jena, die Schutzmaßnahmen bereits Anfang nächster Woche umzusetzen, wird, unabhängig von dem offenen Brief beider Städte, teilweise erfüllt.
Wie uns der Sprecher der Thüringer Staatskanzlei mitteilte, wird die neue Sonderverordnung mit den erweiterten Maßnahmen am Montag, dem 14. Dezember, in Kraft treten.
Damit gelten für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und die Kontaktvermeidung im öffentlichen Raum bereits ab Montag schärfere Maßnahmen.
Lediglich der Digitalunterricht (ab 21.12.) und die Schließung von Handel und Dienstleistungen (ab 19.12.) treten später in Kraft.
Text: Johannes Pfuch