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Protesttag am 14. Juni

Mangel und Engpässe: Apotheken in Jena schlagen Alarm

Bereits jetzt sind viele Medikamente Mangelware.
Bereits jetzt sind viele Medikamente Mangelware.
Foto: ABDA
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Mangel und Engpässe: Apotheken in Jena und Thüringen schlagen Alarm. Protesttag am 14. Juni

Jena. Anlässlich des heutigen Tages der Apotheke weisen die Thüringer Apothekerinnen und Apotheker darauf hin, dass in einer üblichen Apotheke derzeit zwischen 300 und 400 Arzneimittel am Lager fehlen, die eigentlich vorrätig sein sollen, aber nicht zu beschaffen sind.

„In vielen Fällen ist der Austausch mit einem wirkstoffreichen Präparat möglich. Dann können wir unseren Patienten schnell helfen.


Allerdings müssen wir die ‚Nicht-Verfügbarkeit‘ des eigentlich verordneten Präparates auf dem Rezept dokumentieren, damit die Krankenkasse nicht auf die Idee kommt, das Arzneimittel nicht zu bezahlen“, sagt Martina Koch, Leiterin der Stauffenberg-Apotheke in Jena und Pressesprecherin der Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT).

Besonders problematisch wird die Situation, wenn kein angemessener Ersatz für das fehlende Arzneimittel gefunden werden kann, d.h. wenn kein Hersteller dieses Wirkstoffs in vergleichbarer Stärke lieferbar ist.


In solchen Fällen beginnt der aufwendige Teil der Arbeit, der Telefonate mit Großhändlern, Firmen und anderen Apotheken, intensives Internet recherchieren und Rückrufe bei Ärzten beinhaltet.

Die Apothekerinnen und Apotheker investieren viel Zeit und Mühe, um alternative Lösungen zu finden und die Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten sicherzustellen.

„In meiner Apotheke kommt das drei- bis fünfmal täglich vor, da können schon mal zwei Stunden draufgehen“, beschreibt die Jenaer Apothekerin ihre Situation.


„Im Moment betrifft das hauptsächlich - Insuline, die von Diabetikern zur Dauertherapie benötigt werden und Antibiotika, die möglichst schnell eingesetzt werden müssen, um akute bakterielle Infektionen umgehend einzudämmen.“

Ist das der neue Normalzustand?


Grundsätzlich unterscheidet die Politik zwischen Liefer- und Versorgungsengpässen. Während bei Versorgungsengpässen kein Arzneimittel mit dem entsprechenden Wirkstoff zur Verfügung steht, die Menschen also ein komplett anderes Arzneimittel erhalten müssen, sind Lieferengpässe aus Sicht der Politik wohl der Zustand, an den man sich gewöhnen muss.

Zumindest will man es gar nicht so genau wissen, denn es gibt weder eine Meldeverpflichtung für Lieferschwierigkeiten noch klare Kriterien, wann ein Arzneimittel als nicht lieferbar gilt.



50 Cent sind Mindestlohn für nicht einmal 3 Minuten

„Wenn man mit der Politik spricht, was denn gegen Lieferengpässe zu tun ist, stößt man auf sehr viel Ratlosigkeit. Man ist betroffen und zuckt die Schultern. Mir ist das insgesamt zu wenig“, ärgert sich Apothekerin Koch.

Lieferengpässe nimmt die Politik nicht ernst, es muss schon „versorgungskritisch“ sein und kosten darf der Aufwand auch nichts, oder fast nichts.


„Jede Apotheke soll nach den Plänen des Gesundheitsministeriums genau 50 Cent für jedes erfolgreich gefundene Austauscharzneimittel bekommen – aber nur, wenn es vorher als versorgungskritisch eingestuft und mit der Arztpraxis Rücksprache gehalten wurde.


Also nicht die Fälle, in denen wir in fünf Minuten eine Lösung gefunden haben, sondern nur die, für die wir zehn Telefonate geführt, den Arzt besucht und ein Formular ausgefüllt haben, das wir 3 Jahre aufheben.

Und das zählt nur, wenn der Hersteller so freundlich war, den Lieferengpass zu melden und die Arzneimittelbehörde das als wichtig angesehen hat.“


Protesttag am 14. Juni

Da dies so nicht weitergehen kann, haben sich Thüringens Apothekerinnen und Apotheker entschlossen, sich am bundesweiten Protesttag zu beteiligen.

Sie sind sich bewusst, dass jeder Mangel an Arzneimitteln die Versorgung beeinträchtigt und letztendlich die Lebensqualität der Betroffenen gefährdet.

Deswegen ergreifen sie nun Maßnahmen, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen und Veränderungen herbeizuführen.

Quelle: LAKT